Teil 4: (M)ein Dialog zur 7. Fessel

Dies ist der Dialog zwischen Christiane und mir, übernommen aus der Facebookgruppe – mit allen Rechtschreibfehlern und vergessenen Wörtern.

29.07.2019

Liebe Steffi, ich finde es eine sehr gute Möglichkeit zu sagen, der Stuhl ist drinnen im Erleben, und alles andere auch. Außerhalb des Erlebens gibt es ja nichts – sonst wäre es wiederum erlebt.
Du schaust schon einige Fesseln tiefer. Lass uns mal in die 7. Fessel gucken.
Die 7. Fessel ist das Bestehen darauf, dass die formlosen Aspekte der Erfahrung real, dinghaft, sind, die zur Herstellung von „Form“ verwendet werden.

  • Was heißt „formlos“? Vielleicht sollte man besser von „Vor-Form“ sprechen. Es ist das, was gebraucht wird, um eine Welt der Formen erstehen zu lassen.
  • Hier erschaffen wir verdinglichte Vorstellungen von Zeit, Raum und einzigartigen Eigenschaften, die eine dreidimensionale Welt ermöglichen, die erscheint und verschwindet.
  • Hier binden wir uns auch an die Vorstellung, es gäbe eigentliche Dinge in Zeit und Raum.
    Diese Fessel wird am besten folgendermaßen untersucht:
  • Unter dem Eindruck dass ‚ich existiere‘, übernehmen wir die Sichtweise, dass wir etwas besitzen was „Wahrnehmung“ genannt wird, mit der es möglich ist, Dinge „da draußen“ zu erkennen.
  • Was das Durchschauen dieser Fessel betrifft, ist die Ich-bezogene Illusion hier der Glaube, es gäbe eine Fähigkeit namens Wahrnehmung, die „Ich“ habe. Er bestätigt und verankert die Illusion, dass „Ich existiere“ dadurch, dass wir nun eine Möglichkeit haben etwas zu erkennen und mit „mir“ zu vergleichen.
  • Von nun an beginnen wir, anscheinend reale „Dinge“ in unserem Erleben zu unterscheiden und glauben, dass wir das tatsächlich können.
  • Wir nehmen an, dass Dinglichkeit eine Eigenschaft der Wirklichkeit ist, die allem innewohnt.
  • Nachdem die Dinge erst einmal unterschieden sind, geben wir ihnen allen abschließend bestimmte Eigenschaften (Farbe, Form, Geruch usw.). So erhalten sie eine einzigartige und glaubhafte Identität, die wir mit „endlichem Bewusstsein“ wahrnehmen.
  • Es ist nicht einfach ein wirkliches Ding, sondern DAS wirkliche Ding, es sie so aus, klingt so und riecht so: ein weitere Ebene der Gewissheit.
  • Abschließend erschaffen wir die Vorstellung eines endlichen dreidimensionalen „Raumes“, in dem alles platziert wird. Damit ist der schöpferische Prozess für alle Dinge abgeschlossen und sie können nun in der 6. Fessel „Form“ annehmen.
    Hier ist eine Übung zum Erforschen dieser Annahmen:
  • Sieh zwei Gegenstände an, die sich in deutlich unterschiedlicher Entfernung zu dir befinden, z.B. einen Stuhl vor dir und etwas an der Wand. Mache dir keine Gedanken, ob sie wirklich ‚existieren’ oder nicht – tun wir so, als ob sie existierten. 🙂
  • Schließe nun die Augen. Wo ist die ‚Entfernung’ von dir zum ersten Gegenstand? Orte sie in der unmittelbaren Erfahrung. Und die ‘Entfernung’ zum zweiten Gegenstand? Nicht gucken!!! Wo sind die beiden Entfernungen?
  • Behalte weiterhin die Augen geschlossen und vergleiche jetzt im Geiste diese beiden Entfernungen: Was ist der Unterschied zwischen ihnen und wo ist er genau?
  • Wenn du fertig bist, öffne die Augen und beobachte die beiden Objekte eine Sekunden lang. Wo ist die Entfernung zum ersten Gegenstand? Zum zweiten?
  • Mache das dasselbe mit der Entfernung zu einem Handgelenk und einem Fußgelenk.
    Ich bin gespannt auf deine Erfahrungen.
    Liebe Grüße,
    Christiane

08.08.2019

Liebe Christiane! So wie es aussieht wurde wohl eine Pause eingelegt. Ich habe die Übung noch nicht gemacht. Aber nun geht´s los 🙂

09.08.2019

Pausen sind das Beste am Leben! Ich habe neulich völlig einen Online-Termin vergessen, weil ich den ganzen Tag das Gefühl hatte, es sei Sonntag. War es aber nicht. 😃

12.08.2019

Haha, das kenne ich, Christiane! Wochentage bekomme ich ständig durcheinander.
Ich habe nun einige Gegenstände angesehen. Doch sobald ich die Augen schließe, sehe ich ja nichts mehr. Ohne Sehen kann ich nicht sagen, wo die Entfernung ist. Mit geschlossenen Augen kann ich nur versuchen mir die Dinge vorzustellen, aber das gelingt nur wenig gut. Eine Entfernung gibt es dann aber auch nicht. Die Dinge „schweben“ manchmal für einen kurzen Moment frei in den Gedanken. Ohne Entfernung. Ohne Bezug zueinander und dann sind sie weg. Verändern sich. Werden von einem anderen Gedanken verdrängt. Mit geschlossenen Augen kann ich nicht sagen, wo ich bin, wie weit irgendwas von mir/dem Körper entfernt ist. Oder was sich überhaupt um ich herum befindet. Wenn ich die Augen wieder öffne und die beiden Gegenstände wieder sehe, könnten sie im ersten Moment auch übereinander oder nebeneinander sein. Eben wir in einem Bild. Das sie einen Abstand/eine Entfernung zueinander „entwickelt“ sich erst.
🙂 Wünsche dir einen schönen Tag 🐢

Liebe Steffi, sehr gut! In der Tat, die Interpretation „Entfernung“ muss erst hinzugefügt werden. 🙂
Ich habe noch etwas zum Spielen. 😃

  1. Spüre deinen Atem für einige Minuten und komme zur Ruhe.
  2. Suche dir mit geschlossenen Augen eine dreidimensionale Richtung aus, (z.B. geradeaus, nach links, hoch und nach rechts, usw.): geradeaus ist die beste Richtung für den Anfang.
  3. Schicke in der Vorstellung einen Aufmerksamkeitsstrahl in diese Richtung und finde heraus, wie weit du ihn senden kannst, wie weit hinaus der ‚Raum’ reicht. Lies nicht zuviel hinein, ‚schau’ einfach im Geiste in diese Richtung und sieh, ob es eine Grenze gibt, wie weit Dinge entfernt sein können, wie weit entfernt du etwas wahrnehmen könntest. Stelle dir keine Dinge vor, bleibe bei dem Raum.
  4. Wo erlebst du Grenzen, die gesetzt werden könnten. Zum Beispiel, wo ist „drei Meter, drei Kilometer, 300 km, usw?“

14.08.2019

Hallo Christiane! 1. und 2. klappt ganz gut. Aber wie schicke ich einen Aufmerksamkeitsstrahl? Ich habe es jetzt schon oft versucht, aber ich habe keine Ahnung was das eigentlich ist und wie ich das machen soll…?

15.08.2019

Du kannst dir einfach vorstellen, dass du in die ausgewählte Richtung in die Ferne schaust, Steffi 🙂

16.08.2019

Hallo Christiane! Ich bin gerade sehr traurig. Kater Katze, der nun seit fast einem Jahr bei Freunden wohnt, ist schon seit drei Wochen nicht mehr nach Hause gekommen. Meine Freunde interssiert das allerdings wenig, sie suchen gar nicht nach ihm und haben sich eine neue Katze angeschafft.

Ach je, der süße Kater Katze! ❤
Ich schicke dir eine liebe Umarmung. Was denkst du, ist geschehen? Wohnen sie in einer Umgebung wo er überfahren werden könnte?

Ich weiß es nicht. Er hatte keine große Bindung zu seinen neuen Mitbewohnern. Die haben ihn gleich am ersten Tag raus gelassen, waren selten zu Hause, und es gibt keine Katzenklappe. Sie haben ihm einen anderen Namen gerufen. Ihm diesen aber nicht beigebracht. Auf Katzi hörte er sehr gut. Sie wohnen an einer großen Strasse. Er war in der Vergangenheit schon öfter für ein paar Tage weg. Und sie haben ihn meistens wohl an der mehr oder weniger gleichen Ecke gefunden. Jetzt vermuten sie, dass er ein neues Zuhause gefunden hat und sie glauben auch zu wissen, dass es in einem der großen Wohnblocks in der Nähe ist.

17.08.2019

Ich fühle Liebe und Verantwortung für diesen Kater. Und ich habe ihn zu Menschen gegeben. die das so nicht fühlen.
Gestern war die Hölle. Es ist sonst immer so ruhig. Ich weiß nicht was da gestern passiert ist. Da war diese Traurigkeit und eine Weile blieb ich bei diesen Körper Empfindungen. Die wurden aber nicht schwächer, so wie sonst, sondern immer stärker. Und dann waren da all die Gedanken. Immer mehr. Immer schneller. Sie krallten sich an was fest. Es war echt wie die Hölle. Ich habe geweint. Geschimpft. So aufgewühlt. Irgendwann wurde es weniger. Und ich konnte die Körper Empfindungen wieder spüren . Zur Ruhe kommen. Die Traurigkeit ist noch da. Sie ist auch immer noch sehr stark zu spüren. Aber das ist angenehm im Vergleich. Es wäre gut, wenn wir uns das mal ansehen. Mir ist nicht klar, worum es dabei eigentlich geht.
Sie haben Kater Katze gestern gesehen. Dort wo sie ihn schon vermutet haben. Sie haben ihn dort gelassen (!). Es ist gut zu wissen, dass es ihm gut geht. Das hat sicher auch dazu beigetragen, dass wieder Ruhe kam. Aber was passiert nun mit ihm? Es wäre schön, er könnte irgendwie zu uns kommen. Da ist Hilflosigkeit. Ich kann nicht so einfach dorthin, um ihn zu holen. Sie nehmen ihn nicht mit nach Hause: „Denn er wäre ja morgen eh wieder weg“, sagen sie.
Bisher war es so, dass ich alles was kam tatsächlich so akzeptieren konnte. Alles war okay. Und da war: Okay, das ist jetzt so. Was machen wir jetzt. So ganz ruhig und klar.
Aber mit dem Kater ist es nicht okay. Alles sträubt sich dagegen es einfach zu akzeptieren. Es wäre einfacher, ich wäre in Bremen. Dann hätte ich ihn schon längst geholt. Das wäre einfach: Okay, das ist jetzt so. Was machen wir jetzt? Wir holen ihn. Fertig.
Das geht aber jetzt nicht, weil ich 250 km entfernt bin und kein Auto habe. Und das kann nicht ausgehalten werden.
Sie sagen jetzt, dass sie „nach im Ausschau halten“. Aber auch nicht sehr viel Zeit dafür haben. Vorbeibringen können sie ihn auch nicht, wenn sie ihn gefunden haben. Keine Zeit.

18.08.2019

Liebe Steffi, was du gerade erlebst, passiert oft auf diesem Weg. Irgendwann geschieht etwas, was einen total aufwühlt und eine heftige Reaktion auslöst.
Es ist in Ordnung.❤
Würde der Satz zutreffen:
„(Name und Name) suchen Kater Katze nicht mit Nachdruck und nehmen ihn mit nach Hause.“
Falls du es etwas anders formulieren würdest, mach das gerne.
Spüre die Körperempfindungen, die als erstes auftreten. Was setzt die Reaktion in Gang?
Liebe Grüße,
Christiane

20.08.2019

Ich habe den Satz: „Sie suchen ihn gar nicht“. Und arbeite daran. Die Körperempfindungen sind sehr stark damit.
Es hat sich auch einiges ereignet. Wir hatten gestern Besuch von einem Freund aus Bremen. Mit ihm bin ich heute spontan mitgefahren. Er hat mich bei meiner Tante abgesetzt, von der ich eine Katzenbox bekommen habe. Ich habe mich darauf eingerichtet einige Tage nach Katzi zu suchen und überall Plakate aufzuhängen und mich bei meinen Eltern einquartiert.
Ich bin mit dem Bus zu der Stelle gefahren, wo Katzi zuletzt gesehen wurde. Habe 5 Leute gefragt, ihnen ein Bild von ihm gezeigt. 3 haben ihn gesehen. Und der dritte dreht sich um, sagt „Mietz Mietz“ und da kommt Katzi aus dem Gebüsch! Es hat keine Stunde gedauert und ich habe ihn gefunden. Wahnsinn.
Nun bin ich mit ihm bei meinen Eltern und morgen fahren wir mit dem Zug zurück.

21.08.2019

Liebe Steffi, das ist ja unglaublich, die Situation hat sich ganz wunderbar aufgelöst. 😍
Wahrscheinlich hat sich jetzt die starke Reaktion beruhigt. Kann es sein, dass die Haltung deiner Freunde, dass ihnen Kater Katze eigentlich egal war, dich an etwas erinnert hat. Vielleicht etwas, was dir früher selbst begegnet ist?
Liebe Grüße,
Christiane

22.08.2019

Ja, Christiane, das ist wirklich wunderbar. Katzi liegt bei uns auf dem Sofa und schläft friedlich. Er hat die Zugfahrt zurück, trotz 80 Minuten Verspätung, tapfer gemeistert.
Ob die Reaktion sich beruhigt hat, weiß ich gar nicht. Ich hatte bis jetzt nicht die Gelegenheit es nochmals zu versuchen. Ich hoffe, dass ich im Verlauf des Tages noch dazu kommen werde. Ich bin gespannt. Es könnte schon sein, dass da noch was ist.
Dennoch habe ich auch überlegt, was noch dahinter stecken könnte. Und ja, du hast das gut gesehen. Während ich so aus dem Zugfenster schaute mit der Frage, ob mich das alles an etwas erinnert, waren da meine Eltern. Ich dachte, dass ich mir schon alles im Zusammenhang mit meinen Eltern angesehen hätte. All die Wut und Traurigkeit war eigentlich schon weg. Aber da scheint doch noch etwas zu sein. Ganz schön hartnäckig.
Meine Eltern hatten auch nie Zeit. Als meine Freunde sagten, sie hätten keine Zeit Katzi zu suchen und keine Zeit, sich um ihn zu kümmern und sich mit ihm zu beschäftigen, da sie arbeiten müssen und so viele andere Dinge zu tun haben – das war der Punkt, auf den die starke Reation folgte. Und genauso waren meine Eltern. Sie hatten auch nie Zeit, mussten immer arbeiten, waren selten da, konnten sich nicht um mich kümmern. Sie konnten dies oder jenes nicht tun, denn „wir haben doch keine Zeit!“
🙂

Liebe Steffi, das hört sich so schön an, dass die Katze bei euch auf dem Sofa liegt und friedlich schläft! ❤
Das war jetzt ’ne Menge Aufregung!
Und die alte Wunde ist noch nicht ganz abgeheilt. Spür gelegentlich sanft in dich hinein und fühle, was da ist. Und falls eine Erinnerung an deine Eltern hochkommt, fühle die Gefühle, die sie begleiten.
Wie war es für dich, dass deine Eltern nie Zeit für dich hatten und immer arbeiten mussten? Dass ihnen die Arbeit wichtiger war als du? Wie hast du dich gefühlt?
Alles Liebe dir und Kater Katze,
Christiane

03.09.2019

Liebe Christiane! Ich habe mir Zeit genommen zum Fühlen. Der Satz „sie suchen ihn gar nicht“ hat noch ein paar Tage lang starke Empfindungen mitsichgebracht. Aber keine Reaktionen mehr. Ich habe die Empfindungen sie solange gefühlt, bis sie ganz verschwunden sind.
Der Satz, der sich auf meine Eltern bezieht. „sie haben sich nicht im mich gekümmert“ löst jetzt nur noch leichte Empfindungen aus. Sie waren am Anfang sehr stark. Aber keine Reaktion. Ich nehme mir täglich die Zeit ihn zu sagen und zu fühlen. Das hat ja schon auch was therapeutisches. Das Warten auf das, was die Reaktion in Gang setzen könnte und das da nichts kommt, macht auch, dass man solange bei den Empfindungen bleibt, bis sie ganz weg sind. Und dann ist es vorbei. Alles.
Und dann habe ich auch hin und wieder dies gemacht:
„Ich habe noch etwas zum Spielen. 😃

  1. Spüre deinen Atem für einige Minuten und komme zur Ruhe.
  2. Suche dir mit geschlossenen Augen eine dreidimensionale Richtung aus, (z.B. geradeaus, nach links, hoch und nach rechts, usw.): geradeaus ist die beste Richtung für den Anfang.
  3. Schicke in der Vorstellung einen Aufmerksamkeitsstrahl in diese Richtung und finde heraus, wie weit du ihn senden kannst, wie weit hinaus der ‚Raum’ reicht. Lies nicht zuviel hinein, ‚schau’ einfach im Geiste in diese Richtung und sieh, ob es eine Grenze gibt, wie weit Dinge entfernt sein können, wie weit entfernt du etwas wahrnehmen könntest. Stelle dir keine Dinge vor, bleibe bei dem Raum.
  4. Wo erlebst du Grenzen, die gesetzt werden könnten. Zum Beispiel, wo ist „drei Meter, drei Kilometer, 300 km, usw?“

Es geht nicht. Sobald ich die Augen schließe ist da keine Ferne oder Entfernung mehr. Je weiter ich die Augen schließe, je näher kommt alles. Es ist dann alles hier. Und je öfter ich die Augen danach wieder öffne, je mehr Weite/Tiefe verschwindet. So langsam verstehe ich, was du mit Zweidimensional meinst.
Liebe Grüße

Liebe Steffi, ich antworte dir morgen auf deinen wunderbaren Beitrag. 🙂

Wünsche dir noch einen schönen Abend, Christiane.

04.09.2019

Liebe Steffi,
großartig, dass du so gut bei den erst starken Empfindungen sowohl bei dem Satz mit über deine Freunde wie über deine Eltern bleiben konntest! ❤
Ja, die Empfindungen werden immer schwächer dabei und verschwinden.
Versuche es jetzt noch einmal mit dem Satz, der beschreibt, was sie gemacht haben.
„x und x haben nicht nach Kater Katze gesucht, sondern sich einfach eine neue Katze geholt.“
„Mama und Papa haben immer gearbeitet und keine Zeit für uns gehabt.“
Wie sind die Empfindungen jetzt? Fühle sie, und während du sie fühlst, achte darauf, ob etwas erscheint, was die Reaktionen in Gang setzen könnte.
Schauen, ob es einen Trigger gibt, ist das Geheimnis dieser Untersuchung.

Es geht nicht. Sobald ich die Augen schließe ist da keine Ferne oder Entfernung mehr. Je weiter ich die Augen schließe, je näher kommt alles. Es ist dann alles hier. Und je öfter ich die Augen danach wieder öffne, je mehr Weite/Tiefe verschwindet. So langsam verstehe ich, was du mit Zweidimensional meinst.

Sehr gut. Mit geschlossenen Augen gibt es keine Entfernung, und jetzt merkst du auch, dass sie eigentlich auch bei offenen Augen nicht da ist.
Ich habe noch etwas für dich: 🙂
Konzentriere dich jetzt auf die Grenzen deines Körpers, überwiegend Haut, aber auch noch ein wenig anderer Krimskram. 🙂
Versuche in der Erfahrung genau zu bestimmen, wo genau die Grenze ist. Woher weißt du es? Durch das Gedächtnis? Durch Empfindungen?
Woher weißt du wo der Körper ist und wo er nicht ist? Nimm dir etwas Zeit und suche die genaue Begrenzung des Körpers
Liebe Grüße,
Christiane

08.09.2019

Liebe Christiane!
Das mit dem Kater hat ganz schön was los getreten.
Ich war einfach froh, dass er wieder da ist. Mein Mann wollte nicht, dass ich X und X davon erzähle, dass wir ihn gefunden haben. Ich hätte es gemacht, aber ihm war das wichtig. Also habe ich es nicht gemacht. Und dann bin ich auch drüber weggekommen und X und X haben sich auch nicht wieder gemeldet.
Bis heute eine Nachricht kam. Sie würden ihn abends immer noch rufen und manchmal auch suchen. Da habe ich ihnen dann geschrieben, dass Katzi bei uns ist. Natürlich kam als Antwort, so was wie dass sie das nicht in Ordnung finden, dass ich es nicht gleich erzählt habe und sie nun unnötig nach dem Kater gesucht haben. Da war dann so ein Stechen in der Brust und das Herz schlug schneller. Und da waren gleich Gedanken, die eine Antwort formulierten. Aber das hat sich schnell beruhigt.
Nun bin ich mir aber nicht sicher, ob diese Gedanken, die eine Antwort suchen nicht schon eine Reaktion sind? Und auch, dass sich das Verhältnis zu X und X durch die Geschichte möglicherweise verändert hat – ist das eine Reaktion? Es ist nichts, was mich beschäftigt. Ich akzeptiere, dass sie eine andere Sicht auf die Geschichte haben. Das ist okay. Es ist ja, wie es ist. Es gibt dazu keine Gedanken oder Handlungen. Aber es hat sich doch etwas verändert.
Der Satz „X und X haben nicht nach Kater Katze gesucht, sondern sich einfach eine neue Katze geholt“, löste am Anfang noch leichte Empfindungen aus. Aber keine Reaktion. Und jetzt sind auch die Empfindungen weg.
Auch der Satz „Mama und Papa haben immer gearbeitet und keine Zeit für uns gehabt“, löst nichts aus. Ich glaube diese Art von Satz geht nicht so gut.
Die Übung zu den Grenzen des Körpers mache zur Zeit morgens und abends, kann aber noch nichts berichten.
Ich wünsche dir eine schöne Woche
🙂

09.09.2019

Liebe Steffi,
du bist auf spannende Fragen in der Untersuchung von Wunsch und Widerwillen gestoßen: Was ist eigentlich die primäre Empfindung und was ist die Reaktion?
Prinzipiell erkennt man eine Reaktion daran, dass sie die primären Empfindungen beenden oder sie überdecken soll.

Da war dann so ein Stechen in der Brust und das Herz schlug schneller. Und da waren gleich Gedanken, die eine Antwort formulierten. Aber das hat sich schnell beruhigt.

Das Stechen in der Brust und schneller schlagende Herz waren die primären Empfindungen.
Die Gedanken, die eine Antwort formuliert haben, waren die Reaktion. Die Reaktion war schwach, sie hat sich schnell beruhigt.
Wenn die Vorstellung, dass sich die Beziehung geändert hat, keine emotionale Ladung hat, sondern sich neutral anfühlt, ist es einfach eine Antwort.
Wenn ein Bedauern oder auch Ärger mit der Vorstellung verbunden ist, ist aus der Antwort eine Reaktion geworden.
Das ist jetzt kein Drama. Es zeigt einfach, dass noch ein paar Tendenzen übrig geblieben sind, die die Illusion von Wunsch und Widerwillen wiederherstellen können.
Ich würde es aber nicht übergehen, sonst halten dich diese Tendenzen wie ein Gummiband fest. Du kannst zwar etwas weitergehen, aber das Gummiband zieht dich immer wieder zurück und die nächste Fessel will einfach nicht fallen.
Erlaube einfach allen Gefühlen dazusein, egal ob Reaktion oder nicht primäre Empfindung. Alles ist erlaubt. Lass die restlichen Glutnester herunterbrennen. 🔥
Liebe Grüße,
Christiane

Die Gedanken, die eine Antwort formuliert haben, waren die Reaktion. Die Reaktion war schwach, sie hat sich schnell beruhigt.

Ja, das habe ich mir schon gedacht, dass diese Gedanken eine Reaktion sind, Christiane! Interessant. Diese Art Gedanken habe ich bisher nicht gehabt, oder nicht bemerkt. Mein Leben verläuft irgendwie so ruhig, dass ich selten in Konfliktsituationen gerate. Das macht die Untersuchung vielleicht schwieriger. Auch das noch alte Sachen hochkommen, passiert selten. Schade, ich würde mir das gerne genauer ansehen.

Wenn die Vorstellung, dass sich die Beziehung geändert hat, keine emotionale Ladung hat, sondern sich neutral anfühlt, ist es einfach eine Antwort. Wenn ein Bedauern oder auch Ärger mit der Vorstellung verbunden ist, ist aus der Antwort eine Reaktion geworden.

Da ist keine Bedauern und auch kein Ärger. Es ist okay. Es ist halt so. Bevor wir an der Fessel gearbeitet haben, wäre das anders gewesen. Ich konnte es eigentlich nie ertragen, wenn andere auf mich wütend waren, mich missverstanden haben und etwas von mir dachten, was nicht stimmte, mich zu unrecht kritisierten. Das ist weg. Ja, da sind noch Empfindungen. Aber auch in diesen Situationen hatte ich dann mindestens in Gedanken eine „Verteidigungsrede“ gehalten, oder auch versucht mich verbal zu verteidigen. Ich hoffe, dass es demnächst mal wieder zu so einer Situation kommt, damit ich mir das noch mal ansehen kann. Also ob die Gedanken wirklich weg sind, oder nur so kurz da sind, dass ich sie nicht bemerke oder ich sie gar verdränge.
Ich bin zur Zeit in Bremen bei meinen Eltern um einige Sachen zu holen, die wir zum Renovieren brauchen. Mittags habe ich mich mit einem Freund zum Essen getroffen. Und als wir danach noch gemeinsam durch die Straßen spazierten, haben wir X getroffen! Bisher hatte ich mit X ja nicht geredet, nur geschrieben. Er ist ziemlich sauer. Und hat sich natürlich „Luft gemacht“. Bei mir tauchten in dem Gespräch unangenehme Empfindungen auf, dennoch war ich ruhig. Ich finde es völlig okay, dass er sauer ist. Es ist okay, dass er sich aufregt. Und es ist auch okay, dass ich das alles anders sehe.
Es gibt gerade noch Gedanken an das Zusammentreffen. Ich bin mir nicht sicher, ob es noch eine verspätete Reaktion ist, oder weil ich darüber nachdenke, wie es war, um dir davon berichten zu können. Auch meinem Mann habe ich vorhin davon erzählt, als wir telefoniert haben. Die „emotionale Ladung“ fehlt dabei allerdings.

Erlaube einfach allen Gefühlen dazusein, egal ob Reaktion oder nicht primäre Empfindung. Alles ist erlaubt.
Lass die restlichen Glutnester herunterbrennen.

Ja, sehr gerne 🙂 Aber wie mache ich das jetzt? Ich habe den Eindruck, dass man in manche Situationen erst einmal kommen muss, um zu sehen, dass da noch Reaktionen sind, damit man diese dann untersuchen kann.
Ich wünsche dir einen schönen Abend

10.09.2019

Liebe Steffi, es ist ja eigentlich sehr schön, dass du so ein ruhiges Leben hast, und so wie ich das Leben kenne, wird es dir über eher kurz als lang eine Situation präsentieren, mit der du arbeiten kannst. 😉

Bisher hatte ich mit X ja nicht geredet, nur geschrieben. Er ist ziemlich sauer. Und hat sich natürlich „Luft gemacht“. Bei mir tauchten in dem Gespräch unangenehme Empfindungen auf, dennoch war ich ruhig. Ich finde es völlig okay, dass er sauer ist. Es ist okay, dass er sich aufregt. Und es ist auch okay, dass ich das alles anders sehe.

Sehr schön, Steffi, genauso fühlt es sich an, wenn keine Reaktion auftaucht. Dann wird auch keine Verteidigungsrede in Gedanken geprobt.
Immer, wenn etwas nicht emotional aufgeladen ist, was du tust oder denkst, ist es auch keine Reaktion.
Liebe Grüße von einem kurzen Zwischenstopp in Hamburg,
Christiane

17.09.2019

Liebe Christiane! Ich habe versucht das noch weiter zu verfolgen. Die Geschichte mit Katzi, das letzte Gespräch mit X taucht immer mal wieder in den Gedanken auf. Jetzt ist es ein Gedanke unter all den anderen Gedanken. Es ist schon interessant, womit sich die Gedanken so beschäftigen. Alles kürzlich erlebte taucht immer mal wieder auf, das aber immer weniger werdend. Bis es irgendwann ganz verschwindet.

Konzentriere dich jetzt auf die Grenzen deines Körpers, überwiegend Haut, aber auch noch ein wenig anderer Krimskram. 🙂 Versuche in der Erfahrung genau zu bestimmen, wo genau die Grenze ist. Woher weißt du es? Durch das Gedächtnis? Durch Empfindungen? Woher weißt du wo der Körper ist und wo er nicht ist? Nimm dir etwas Zeit und suche die genaue Begrenzung des Körpers.

Das ist wieder eine richtig schwierige Untersuchung. In der direkten Erfahrung kann ich keine Grenze finden. Hier und dort ein Druck, kribbeln. In der direkten Erfahrungen würde ich sogar sagen, dass ich gar keinen Körper habe. Und trotzdem weiß ich irgendwie, dass er da ist. Und auch wo er ist. Und wo er nicht ist. Also, dass der Stuhl da drüben eben nicht mein Körper ist. Obwohl ich keine Grenze finden kann, an der das eine aufhört und das andere anfängt.
Wünsche dir einen schönen Abend
🙂

18.09.2019

Liebe Steffi,
ja, diese Geschichten können einen noch eine ganze Weile verfolgen. Wie fühlst du dich, wenn die Geschichte mit Katze und das letzte Gespräch mit X wieder in Gedanken auftauchen?

In der direkten Erfahrungen würde ich sogar sagen, dass ich gar keinen Körper habe. Und trotzdem weiß ich irgendwie, dass er da ist.

Genauso ist es. Das ist das Paradox, mit dem wir leben. Eigentlich erleben wir keinen Körper, und trotzdem ist er auch da und wir müssen ihn füttern, durch die Gegend tragen und er tut sogar manchmal weh. 🙂

Also, dass der Stuhl da drüben eben nicht mein Körper ist. Obwohl ich keine Grenze finden kann, an der das eine aufhört und das andere anfängt.

Und das wirst du auch weiterhin wissen. Der Körper wird nicht mit allem verschwimmen und alles ist nur noch eine Suppe.
Schau dir mal näher an, was eigentlich beim Sehen geschieht.

  1. Finde einen ruhigen Platz, wo du nicht gestört wirst und sitze für einige Minuten ruhig da. Nimm alles war, was gerade ist. Dann wähle einen Gegenstand, sagen wir eine Lampe. Sieh die Lampe an, ihre Form, Farbe, Höhe/Größe usw. Ja, es ist ‚diese’ Lampe.
  2. Gut, jetzt schließe die Augen. Verfolge mit geschlossenen Augen den Pfad von deinen Augen zur Erfahrung, wo betrat die Information die Erfahrung und wohin ist sie dann gegangen?
  3. Findest du in der direkten Erfahrung ein Auge irgendwo im Raum? Kannst du den Seh-Sinn finden oder das Seh-Bewusstsein? Wie sieht es mit den Daten-/ oder informationspfaden aus, die die Eigenschaften der Tasse weiterleiten?
  4. Öffne die Augen und schau den Gegenstand noch einmal gründlich an und wiederhole die Schritte 2 und 3.
    Dann mache dasselbe mit einem anderen Objekt.
    Liebe Grüße,
    Christiane

30.09.2019

Liebe Christiane!

Wie fühlst du dich, wenn die Geschichte mit Katze und das letzte Gespräch mit X wieder in Gedanken auftauchen?

Ich fühle gar nichts mehr dabei. Der Gedanke zieht einfach so vorbei.
Die Übung finde ich schon wieder sehr schwierig. Es liegt an den geschlossenen Augen. Und an meiner Erinnungsfähigkeit, die echt stark nachgelassen hat. Ich muss immer wieder nachlesen, was ich eigentlich genau machen soll und kaum sind die Augen zu, habe ich es wieder vergessen LOL
Es ist wie mit der Entfernung, die mit geschlossenen Augen nicht da ist. Da ist auch kein Pfad, den ich verfolgen könnte. Kein Auge irgendwo im Raum. Keine Information, die die Erfahrung betritt. Nichts, was die „Eigenschaften des Gegenstandes weiterleiten“ würde. Die Eigentschaften sind nicht beim Gegenstand, sondern eher in den Gedanken.
Der Gegenstand ist da, wenn die Augen offen sind und weg, wenn sie zu sind. Mehr kann ich dabei nicht finden.
Vor ein paar Tagen habe ich unser Auto kaputt gemacht. Weil ich vergessen habe die Tür zuzumachen und rückwärts mit offener Tür gegen das Tor gefahren bin. Ich vergesse wirklich total viel. Die einfachsten Sachen. Ich vergesse das kochende Wasser auf dem Herd, während ich daneben sitze und Kartoffeln schäle. Ich vergesse, was ich gerade eben noch getan habe, was ich wo hingelegt habe, was ich gleich machen wollte, Und das von einer Sekunde auf die andere. Ich rede nicht von Minuten oder Stunden 🙂 Das ist manchmal schon gruselig. Es kommt mir manchmal so vor, als würde es eben und gleich nicht mehr geben. Dabei bin ich so eingetaucht in das, was jetzt gerade geschieht und alles andere existiert nicht mehr.


Buddha erklärte, dass es 10 Annahmen oder 10 Fesseln gibt, die dem Erwachen im Weg stehen. Wenn du wissen möchtest, welche das sind, lies hier weiter: Durch die 10 Fesseln zum Erwachen.