Teil 5: (M)Ein Dialog zur 8. bis 10. Fessel

Dies ist der Dialog zwischen Christiane und mir, übernommen aus der Facebookgruppe – mit allen Rechtschreibfehlern und vergessenen Wörtern.

02.10.2019

Liebe Steffi,
die Aufwachdemenz hat dich definitiv erreicht. 🙂
Ich habe mir von einem Hirnphysiologen sagen lassen, dass unser Gedächtnis nur funktioniert, wenn Gedanken eine Wichtigkeit beigemessen wird oder wenn sie emotional aufgeladen sind.
Beides ist nicht mehr der Fall, und deshalb versinkt alles so schnell.
Dass du die Autotür kaputt gemacht hast, tut mir wirklich leid. Manchmal bin ich froh über die modernen Alarmsysteme in unserem neuen Auto wie: Der Kofferraum ist noch offen (oh Gott, wirklich! 😉 )…
Du wirst auch auf diese Weise weiter funktionieren können, ich habe mir am Anfang oft Timer gestellt, weil ich auch einfach alles habe weiterkochen lassen.
Es gab einen Augenblick, das war im Februar 2017, als irgendetwas wieder eingerastet ist, und seither funktioniert das Gedächtnis etwas besser und gut für den Alltagsgebrauch.
Hast du eigentlich noch ein Gefühl von “Ich bin” oder “Ich existiere”?

08.10.2019

Liebe Christiane! Aufwachdemenz – das ist gut. Mein Mann schimpft in letzter Zeit ständig. Ob ich denn nicht nachdenke, bevor ich was mache. Dass ich ständig alles vergesse und verlege… Und wenn er schimpft, sitze ich nur da und fühle. Das nimmt mich manchmal so sehr ein und dauert lange, bis die Emotionen wieder abklingen und ich weitermachen kann, mit dem, was ich gerade tat (wenn ich es nicht darüber vergessen habe LOL). Ja, es versinkt alles und mir kommt die Zeit ewig vor.
In den letzten Tagen habe ich nach dem Gefühl “Ich bin” oder “Ich existiere” gesucht. Mhm… wie fühlt sich dieses Gefühl an? Ich weiß es nicht.
Ich fühle mich zur Zeit sehr verunsichert. Nicht nur, dass ich alles vergesse und total schusselig bin. Auch, dass nichts so ist, wie es zunächst scheint. Die Welt um mich herum ist noch immer die selbe und doch hat sie sich verändert. Unwirklich irgendwie. Oder war sie das vorher?
Liebe Grüße

09.10.2019

Liebe Steffi, meine Partnerin schimpft auch immer, dass ich alles vergesse. Ich schreibe mir jetzt sehr viel auf. Vielleicht erklärst du deinem Mann, dass Gedanken dir einfach nicht mehr so wichtig sind, weil sie sowieso keine eigene Wirklichkeit haben und deshalb entfällt dir auch soviel.
Ich gehe davon aus, dass es wieder besser wird, jedenfalls ist es bei mir und vielen anderen wieder besser geworden.
Möglicherweise haben unbemerkt einige Shifts stattgefunden und dann ist erstmal alles verdreht. Wenn du das Gefühl von “Ich bin” nicht mehr findest, könnte das sein. 🙂

Ich fühle mich zur Zeit sehr verunsichert. Nicht nur, dass ich alles vergesse und total schusselig bin. Auch, dass nichts so ist, wie es zunächst scheint. Die Welt um mich herum ist noch immer die selbe und doch hat sie sich verändert. Unwirklich irgendwie. Oder war sie das vorher?

Die Welt war schon immer nicht ‘wirklich’, wir haben es ihr nur angedichtet. Aber es ist schon merkwürdig, das so klar zu sehen.
Gibt es ein “Innen” in der Erfahrung, zum Beispiel das Innen, wenn man in der Meditation nach innen schaut, oder wenn du Gefühle fühlst?
Liebe Grüße,
Christiane

16.10.2019

Liebe Christiane! Ich weiß gar nicht, wie lange ich schon nicht mehr meditiert habe. Jetzt habe ich es mal wieder gemacht, um “nach Innen zu schauen”.
Tja, das ist mir nicht gelungen. Entweder, weil ich nicht mehr weiß, wie das geht. Oder weil es Innen nicht gibt. Das einzige, was ich beim Meditieren finde, ist das, was immer da ist. Sehen, Hören, Spüren, Riechen, Schmecken. Da meine Augen beim Meditieren geschlossen sind, sehe ich allerdings nicht. Ich höre. Ich spüre die Bewegung im Brustkorb und Druck am Körper. Ein paar Gedanken. Mehr ist da nicht. Kein Innen. Kein Außen. Kein innerer Raum, getrennt vom Außen.
Ich kann mich dunkel daran erinnern, dass ich mal dachte, dass es da einen inneren Raum gäbe, den ich aufsuchen kann. Aber jetzt denke ich, den hat es nie gegeben. Den habe ich mir auch nur ausgedacht. Bei dem Gedanken daran klopft mein Herz gleich etwas schneller. Wieder etwas, dass es nicht gibt, nicht mehr gibt, nie gab.
Gefühle fühlen fühlt sich allerdings etwas anders an. Gefühle sind Körperempfindungen. Eine einzelne oder auch mehrere in Verbindung. Und Körperempfindungen fühle ich im/am Körper. Sie stehen mit ihm in Verbindung. Eine Empfindung kann im Körper sein, wie Schmerz. Also schon irgendwie Innen. Aber letztlich ist alles Erfahrung. Weder Innen noch Außen.
Die Gedanken meinen, dass Innen und Außen ja nur gemeinsam sein können. Ohne Innen kein Außen. Und umgekehrt. Wenn ich nun eins von beiden nicht finden kann, kann es das andere auch nicht geben. Ich finde das Außen nicht. Also kann es Innen gar nicht geben. Aber das sind nur Gedanken, die verwirren.
Du schreibst oft, das Shifts oder Perspektivwechsel sehr deutlich zu erfahren sind. Ich bin nicht sicher, ob das bei mir der Fall ist. Meistens denke ich, dass sich gar nichts verändert hat. Und dann ist es wieder so, dass sich alles verändert hat. Das ganze Erleben ist anders geworden. Aber es ist eher so, dass es sich ganz ruhig und langsam verändert, fast unbemerkt.
Ich bin immer wieder überrascht, wie tiefgreifend das alles ist. Wie viel wir uns tatsächlich einfach nur ausdenken. Selbst beim Sehen. Und welche Sprachlosigkeit das mitsichbringt. Es stimmt einfach nichts mehr, was bisher so alltäglich normal war. All die Worte, für Dinge, die es gar nicht gibt. Niemals hatte ich das hinterfragt. Ich war so sicher, dass es das alles wirklich gibt. Dabei hätte ich nur hinsehen müssen. Als würden wir aus ner Mücke nen Elefanten machen, damit es etwas bedeutet. Einerseits verunsichert mich das. Andererseits wird alles immer klarer.
Wünsche dir einen schönen Abend
🙂

17.10.2019

Liebe Steffi, ich glaube, bei dir gehen die Veränderungen nicht so sprungweise vor sich, vielleicht, weil du dir richtig viel Zeit nimmst. Das ist viel schonender als wenn es so schnell und ruckweise geht.
Es ist wirklich ganz unglaublich, was wir uns alles ausgedacht haben. So viele Namen für – Nichts.
Und man muss nur hinsehen.
Was du beschreibst, hört sich so an, als sei das Gefühl von ‘Ich bin’ oder ‘Ich existiere’ unmerklich weggefallen. ❤
Mit ihm verschwindet auch der Eindruck von innen und Außen.
Wenn wieder Körperempfindungen im Zusammenhang mit Gefühlen oder als reine Körperempfindungen auftauchen, erforsche mal wo sie eigentlich sind. Ist es in der unmittelbaren Erfahrung möglich zu wissen, ob sie innerhalb oder außerhalb des Körpers sind?
Wo ist die Grenze des Körpers und wo befinden sich die Körperempfindungen? Innerhalb des Körpers? Außerhalb des Körpers?
Liebe Grüße,
Christiane

24.10.2019

Liebe Christiane! Da hast in der E-Mail gefragt, wie es mir geht. Ich möchte dir hier antworten. Ich vermeide es gerade Auto zu fahren. Denn ich habe oft das Gefühl “ich sehe nicht mehr richtig”. Ich habe Schwierigkeiten zwischen fahren und stehen zu unterscheiden. Also, dass sich die Umgebung weiterbewegt, wenn ich an der roten Ampel halte und ich denke ich fahre noch. Aber auch umgekehrt. Ich fahre, aber die Welt sieht aus, als stünde sie. Das ist sehr merkwürdig. Auch das Gefühl für Nähe und Ferne ist anders.
Außerdem habe ich manchmal sowas wie Hallozinationen. Ich war zum Beispiel im Supermarkt und vor dem Kühlregal lag der Kater. Erst als ich länger auf die Stelle sah, waren es Pappkartons. Das ist alles echt merkwürdig.
Die Gegenwart ist irgendwie langsamer geworden. Keine Ahnung, wie ich das beschreiben soll. Es ist so ein Gefühl, dass der Moment sich mehr ausdehnt.
Die Übung mit dem Körper ist schwierig. Manchmal erlebe ich keinen Körper. Als wäre da keiner. Aber wenn stärkere Empfindungen, oder Schmerzen auftreten, dann ist er ganz klar da und ich kann die Empfindung auch “im Körper” lokalisieren. Bei leichteren Empfindungen ist das anders. Zum Beispiel der Druck beim Sitzen ist nicht wirklich zu lokalisieren, erst mit der Zeit erscheint dazu ein Ort, wo er sein könnte.
Ich wünsche dir einen schönen Tag 🐢

25.10.2019

Liebe Steffi, alles, was du beschreibst, kommt auf dieser Reise vor, auch wenn es sich echt merkwürdig anfühlt. ❤
Es ist gut, dass du nicht Auto fährst in dieser Zeit. Nähe und Ferne, das dreimensionale Sehen, ist auch eine Interpretation des Gesehenen, und das löst sich gerade auf. Es wird sich wieder einrenken, du wirst wieder ganz normal Auto fahren können, aber jetzt gerade ist das wirklich schwierig.
Ich habe in dieser Zeit nicht nur Beulen ins Auto gefahren und einen Rückspiegel mitgenommen, sondern einmal auch fast eine Tanksäule umgefahren, weil ich den Abstand falsch eingeschätzt hatte. Der ADAC musste kommen und das Auto wieder fahrtüchtig machen, weil sich ein Teil im Radkasten gelöst hatte.
Auch dass nicht du dich bewegst, sondern es so aussieht als stündest du still und die Umgebung bewegt sich, ist normal. Ich hatte das auch. Oder dass sich die Umgebung weiterbewegt, wenn du eigentlich still stehst. Das habe ich heute auch noch manchmal.
Und auch das optische Phänomene auftreten wie die Pappkartons für deinen Kater zu halten, kann vorkommen. Schließlich ist alles, was wir erleben, nur in unserem Gehirn konstruiert – und da hatte die Konstruktions-Abteilung wohl grad Mittagspause. 🙂
Ich bin mal beim Einkaufen in die Getränkeabteilung und gekommen und es gab überhaupt keine Getränke mehr, sondern nur eine psychedelische Farbenschau.
Auch das Gefühl für einen Körper fällt weg, obwohl wir immer noch einordnen können, wo wir uns gestoßen haben. Allerdings werden die üblichen Körperempfindungen viel vager.
Es entwickelt sich alles richtig, du bist auf einem guten Weg!
Wo in dir ist die Fähigkeit der Wahrnehmung, die die Sinnesdaten zusammensetzt (manchmal richtig, manchmal falsch…)?
Liebe Grüße,
Christiane

Puh, da bin ich ja froh, dass das “normal” ist. Auch wenn es mir üüüüüberhaupt nicht so vorkommt. Ja, ich habe tatsächlich den Eindruck, dass das Gehirn selbst nicht mehr weiß, was es da eigentlich macht. Und irgendwie aus dem Tritt gekommen ist. Nichts ist so, wie es aussieht und alles könnte auch ganz anders sein. Das ist es, was mich auch so verunsichert. Alles was ich mal dachte mit Sicherheit zu wissen (wie das, was ich sehe), ist eigentlich ganz anders. Und es gibt diese Impulse das verstehen zu wollen. Aber da gibt es vielleicht gar nichts zu verstehen. Und das verunsichert dann noch mehr. Ich wünsche dir einen schönen Tag, liebe Christiane!

Liebe Steffi, ja, du kannst ganz beruhigt sein! ❤ Die Gedanken wollen das alles einordnen, und das macht es grad so kompliziert, weil sie es nicht können.
Die Annahme, dass alles wahrgenommen ist, hängt noch im Raum, deshalb ist alles so durcheinander.
Schau mal nach, wo in dir sich die Fähigkeit der Wahrnehmung befindet. Ich meine nicht Sehen, hören usw., sondern die Stelle, wo alles zu einem zusammenhängenden Bild der Welt zusammengebaut wird. Wo ist dieser Chip?

01.11.2019

Liebe Christiane! Mit dieser Aufgabe kann ich irgendwie nichts anfangen. Sie ist so abstrakt. Die Gedanken schreien: Na klar… Im Gehirn! Aber ich kann kein Gehirn finden LOL

Hahaha, ich glaube du kannst sehr viel mit dieser Aufgabe anfangen. 😃
Machen wir das grad mal noch etwas ausführlicher, mal sehen, ob das Ergebnis dasselbe ist. 🙂

  1. Finde einen ruhigen Platz, wo du nicht gestört wirst und sitze für einige Minuten ruhig da. Nimm alles war, was gerade ist. Dann wähle einen Gegenstand, sagen wir eine Lampe. Sieh die Lampe an, ihre Form, Farbe, Höhe/Größe usw. Ja, es ist ‚diese’ Lampe.
  2. Gut, jetzt schließe die Augen. Verfolge mit geschlossenen Augen den Pfad von deinen Augen zur Erfahrung, wo betrat die Information die Erfahrung und wohin ist sie dann gegangen?
  3. Findest du in der direkten Erfahrung ein Auge irgendwo im Raum? Kannst du den Seh-Sinn finden oder das Seh-Bewusstsein? Wie sieht es mit den Daten-/ oder informationspfaden aus, die die Eigenschaften der Tasse weiterleiten?
  4. Öffne die Augen und schau den Gegenstand noch einmal gründlich an und wiederhole die Schritte 2 und 3.
    Dann mache dasselbe mit einem anderen Objekt.
    Was findest du?
    Liebe Grüße,
    Christiane

05.11.2019

Zoom Call

06.11.2019

Liebe Steffi, du hast das Gefühl, das dieses subtile Gefühl von ‘ich bin’ oder ‘ich existiere’ kommt und geht.
Finde heraus, woran du merkst, dass das Ich-Gefühl da oder auch wieder weg ist.
Woher weißt du dass es da ist, was ist dann da?
Und woran merkst du, dass etwas fehlt, was fehlt, wenn das Ich-Gefühl weg ist?
Liebe Grüße,
Christiane

22.11.2019 Facebook Post von Christiane

Christiane: Denke an etwas, was es tatsächlich gibt, z.B. etwas, was du im Keller untergebracht hast oder einen Ort, an dem du schon einmal warst.
Gibt es das, woran du denkst, wirklich oder handelt es sich bei dem Gedanken um eine rein geistige Vorstellung?
Wie siehst du das?

Meine Antwort: Jeder Ort an den ich komme ist neu. Ganz egal wie oft ich schon dort war. und immer wieder bin ich überwältigt wie herrlich alles ist. Wie viel Humor das Leben hat und zu welcher Schönheit es imstande ist. Aber alles was eben noch war ist irgendwie weg. Ich könnte nicht sagen, wie lange etwas her ist, wie lange ich etwas schon tue. Ob Stunden oder Minuten. Ich weiß nicht wie die Welt hinter mir aussieht und bin überrascht wenn ich mich umdrehe. Keine Ahnung was im Keller ist. Ob da überhaupt ein Keller ist.

29.11.2019

Wow – 3 Wochen sind verstrichen. Ich habe echt kein Zeitgefühl mehr… Es war wohl mal wieder eine kleine Pause notwenig. Nicht, dass ich das entschieden hätte 😁 .
Es sind so viele kuriose Dinge geschehen bei den letzten Übungen. Wahrscheinlich musste sich das alles erstmal etwas beruhigen. Da ich dir jetzt hier schreibe, denke ich mal, dass es nun weitergehen kann. Aber wolltest du nicht im Dezember pausieren, Christiane?
Von einer Begebenheit möchte ich dir berichten. Letzte Woche habe ich mein ruhiges Landleben unterbrochen und bin für 2 Tage nach Bremen gefahren, um meine Eltern zu besuchen. Ich konnte also völlig neue Eindrücke beobachten.
Am Hamburger Hauptbahnhof, wo ich umsteigen musste, hat es mich umgehauen. Ich stand auf dem Gleis und wartete auf meinen Anschluss und war total geflashed. Nicht nur von den Lichtern der Großstand, der quirligen Atomsphäre, den vielen Menschen, den Geräuschen… Es ist mal wieder schwer zu beschreiben, was ich wirklich erlebt habe. Ich kam mir vor, als würde ich einen Film sehen und gleichzeitig in diesem Film mitzuspielen. Im Film geht es um jeden einzelnen oder um niemanden. Keine Ahnung worum es überhaupt geht. Aber das ist auch nicht wichtig. Es ist einfach toll dabei zu sein. Ein Teil davon zu sein. Ein Teil dieser großartigen Geschichte, die das Leben erzählt. Und jede einzelne Szene ist so perfekt. So wunderschön. Ich stand da und musste laut lachen. Wie damals auf der Party, von der ich dir schon berichtete, als ich beim Tanzen aus dem Lachen nicht mehr rauskam, weil ich niemals zuvor etwas so Ganzes erlebt hatte.
Da ist keine Stille, wenn ich das erlebe. Im Gehenteil. Mein Herz klopft. Blut rauscht durch meine Adern. Die Finger kribbeln. Es ist so aufregend. So neu. Beeindruckend. Es ist schön und macht Spaß. Diese ganze Schönheit des Lebens. Jeder Moment der einfach ganz perfekt ist.
Ich weiß gerade nicht mehr, ob dieses subtile Gefühle von Ich kommt und geht. Ich kann es gerade nicht finden. Als ich dir davon erzählte, dass das Ich Gefühl kommt und geht, war ich ganz sicher, dass das so ist. Aber wenn ich es jetzt genauer untersuche, dann weiß ich nicht mehr, was ich damit meinte. Vielleicht war in letzter Zeit alles etwas zu aufregend für mich.
🙂 liebe Grüße

30.11.2019

Liebe Steffi, ja, ich wollte im Dezember pausieren, und das werde ich dann ab heute Mittag auch tun. 🙂
Das Leben ist wirklich sehr aufregend für dich, ich liebe deine Beschreibung, wie es dir auf dem Hauptbahnhof hier in Hamburg ging! ❤
Ich glaube, du brauchst dir erstmal keinen Kopf zu machen darum, ob das Ich-Gefühl nun kommt und geht oder nicht. Tauche in dieses unendlich lebendige vibrierende Leben ein, in dem es eigentlich um nichts geht. Vielleicht ist es genau deswegen so schön.
Genieße es!
Hab eine wunderschöne Weihnachtszeit!
Alles Liebe dir und bis zum Januar,
Christiane

Danke schön 🥰 Dir eine schöne Zeit auf der Insel und eine erholsame Pause 🐢

22.01.2019

Liebe Christiane! Leider konnte ich heute bei der Gruppe nicht dabei sein. Ich war erst um 9 vom Chor wieder zu Hause.
In den letzten Tagen hast du ja viel von der 8. Fessel berichtet. Spannend fand ich die Antworten auf die Frage, was das Gefühl von Ich bin, Ich existiere ist.
Auch ich kenne dieses warme, drückende Gefühl, manchmal in der Kehle, im Brustkorb oder im Bauch. Tatsächlich irgendwie wie eine Umarmung. Ein Gefühl von Wärme, Schutz, Geborgenheit. Es ist einfach da. Ohne irgendeinen Anlass. Oft abends, wenn ich im Bett liege. Aber ich hätte nie gedacht, dass das das Ich-Gefühl sein könnte.
Du schreibst weiter, wie man dieses Gefühl untersuchen soll. “Wo scheint der Eindruck von ‘Ich bin’ zu enden, wo fängt ‘das Andere’ an? Gibt es eine Grenze zwischen ‚dir‘ und dem ‚Anderen‘? Woraus scheint sie gemacht zu sein?
Ist die Grenze geschlossen oder lässt sie etwas herein oder heraus? Was?
Ich schaue mir das mal genauer an. Allerdings bin ich mir nicht sicher, ob dieses Gefühl tatsächlich das Ich-Gefühl ist, denn bisher habe ich den “Eindruck Ich bin” nie damit in Verbindung gebracht. Ich weiß nicht mal, ob ich diesen Eindruck habe. Was bedeutet “Ich bin” oder “Ich existiere”? Wie fühlt sich das an? Es ist (oder war) ja so eine Selbstverständlichkeit zu denken, zu sein. Wie so vieles so Selbstverständlich war und eigentlich nie da war.
Liebe Grüße und einen schönen Abend
🙂

23.01.2020

Liebe Steffi, du hattest ja schon geschrieben, dass du den Chor hast. Viel Spaß beim Chor und komm ruhig zu der Dienstags-Gruppe für die Fesseln 8-10.
Wenn du die Worte sagst, “Ich existiere, ich bin” – welches Echo kommt dann.
Na klar!? Oder etwas anderes? Woher weißt du, dass du existierst?
Es könnte dieses warme Gefühl sein, dass sich wie eine Umarmung anfühlt, aber vielleicht ist es auch etwas anderes.
Hast du das Gefühl, dass du in dir selbst geborgen bist, wenn das Gefühl da ist?
Liebe Grüße,
Christiane

Ja, Danke Christiane! Nächste Woche bin ich am Dienstag dabei 🙂 Danke für die Möglichkeit. Gibt es irgendwo eine FB-Gruppe zu der Dienstagsgruppe, wo man sehen kann, ob sie vielleicht ausfällt oder so?
“Wenn du die Worte sagst, “Ich existiere, ich bin” – welches Echo kommt dann. Na klar!? Oder etwas anderes? Woher weißt du, dass du existierst?”
Spontan kommt da kein Echo. Es klingt für mich irgendwie hohl und leer. Ich weiß nicht, dass ich existiere, oder ob ich existiere.
Aber ich werde mir das noch genauer ansehen.
Liebe Grüße und nochmals Danke
🙂

Liebe Steffi, es gibt eine FB-gruppe für diese Fessel, lass mich grad mal sehen, ob du da nicht vielleicht schon Mitglied bist…
Bist du nicht, ich habe dich eingeladen. Möchtest du unseren Dialog dort weiterführen oder hier?
Ich bin gespannt, ob es sich irgendwo so anfühlt wie, “ich bin bei mir Zuhause”?

Danke für die Einladung in die Gruppe, Christiane! Wo wir den Dialog führen ist mir egal.

Steffi, dann schlage ich vor, dass wir hier bleiben, weil andere dann auch den Dialog an sich selbst probieren können.

03.02.2020

Liebe Christiane!
“Ich bin gespannt, ob es sich irgendwo so anfühlt wie, “ich bin bei mir Zuhause”?”
Da war dieses warme Gefühl, mal in der Kehle, mal in der Brust, mal im Bauch, das sich wie eine Umarmung anfühlt. Und dazu eine Fantasiewelt in den Gedanken, wo ich mich gut fühlen konnte, auch wenn sonst nichts gut war. Das warme Gefühl ist noch da. Aber diesen Ort, wo ich quasi vor der äußeren Welt hin flüchten konnte, den gibt es nicht mehr. Es gibt kein Innen, in das ich vor dem Außen flüchten kann oder wohin ich mich zurückziehen kann. Dieser Ort ist verschwunden und er wird auch nicht mehr benötigt. Ich hatte mir das nur so vorgestellt.
Seit dem ich im Sommer die Welt und die Wahrnehmung erforscht habe, kann ich kein Innen und kein Außen mehr finden. Ich war danach eine Zeit lang ja sehr “durch den Wind”. Es fühlte sich an wie eine fieberhafte Suche nach irgendwas.
Aber es gibt nichts wirklich. Nachdem ich die Welt um mich herum genauer untersucht habe, musste ich feststellen, dass der Schrank in der Küche, nicht der Schrank ist, für den ich ihn immer gehalten habe. Auch wenn ich ihm gegenüber am Küchentisch sitze, bin ich mir nicht sicher, ob er wirklich real ist. Ich kann nicht mit Sicherheit sagen, ob unter dem Haus ein Keller ist, auch wenn ich dort eben noch war. Nichts ist mehr so, wie es mal war. Nichts gibt es wirklich. “Achtsamkeit”, “Bewusstsein”, “Fülle”, “Selbstliebe”, alles doch so wichtig und selbstverständlich, sind nichts weiter als inhaltslose Konzepte. Nichts davon gibt es wirklich. Da ist einfach gar nichts, was bleibt. Da sind keine Leitplanken, die mich durchs Leben führen. Nicht mal ein Weg. Keinerlei Orientierungspunkte. Ich glaube, dass hat mich in den letzten Wochen des letzten Jahres sehr aufgeregt. Ich konnte nicht mehr klar denken, fühlte mich wie aus der Bahn geworfen, aller Sicherheiten und Gewissheiten beraubt. Wenn selbst Vergangenheit und Zukunft nicht mehr erfahrbar sind, sondern irgendwie auch nur Konzepte – wie kann ich mich da noch an etwas erinnern oder planen? Unmöglich. Ich bin ein Wesen, das im luftleeren Raum schwebt, treibt. Und auch wenn sich das ganz furchtbar anhören mag, ist es gut so. Es ist auf eine gewisse Weise schön, da so friedlich, so ruhig. Das Leben ist deshalb nicht per se leichter. Es ist das Leben, so wie es eben ist. Das einzige, was geblieben ist ist dieser Moment, sehen, hören, riechen, schmecken, fühlen. Impulse. Und eine Menge unterschiedlichste und oft sehr intensive unangenehme und angenehme Empfindungen. Das ist alles. Und das ist wohl auch alles, was es je gab. Und seit dem ich das weiß, fühle ich mich wie ausgepackt. So als hätte ich eine Menge Ballast irgendwo abgestellt. Es ist auf einmal alles ganz klar. Und einfach auch. Und obwohl ich kein Ich erlebe, fühlt es sich so an als hätte ich “zur mir” gefunden.
In der letzten Woche ist sehr viel passiert, sehr viel schiefgegangen. Es waren anstrengende Tage. Ich war oft müde, erschöpft. Interessant war aber, dass ich darunter nicht gelitten haben. Es war Erschöpfung da, aber nicht dieses Gefühl, dass das schlimm wäre, keine Gedanken, die sagen, warum ich, warum passiert mir das, oh wie furchtbar. All diese Gedanken, die machen, dass man unter der Erschöpfung oder der Müdigkeit oder den Kopfschmerzen leidet. Das habe ich so klar bisher noch nicht erlebt.
Und wenn ich erst dachte, dass es nichts Beständiges gibt, dann stimmt das nicht. Da ist dieses Fundament von Stille und Frieden. Dieser Friede, der einfach immer da ist, der überall drunter liegt. Der das ganze Erleben trägt und alles umfasst. Irgendetwas ist zur Ruhe gekommen, ist in diesem Frieden aufgegangen, hat aufgehört zu suchen. So fühlt es sich gerade an.
Liebe Grüße 🙂

04.02.2020

Liebe Steffi, ich bin grad ganz sprachlos. Was für eine wunderbare Beschreibung des Weges durch die letzten drei Fesseln! ❤
Herzlichen Glückwunsch!
Was hattest du nicht gewusst oder übersehen, so dass das ganze Leiden überhaupt erst entstehen konnte?

Danke dir, Christiane! Du hast mich dahin gebracht 🙂
“Was hattest du nicht gewusst oder übersehen, so dass das ganze Leiden überhaupt erst entstehen konnte?”
Die Annahme es gäbe “da draußen” eine Welt, die “mir passiert”.

17.02.2020 Facebook Post von Christiane zur 9. Fessel

In dieser Woche werden wir uns die 9. Fessel anschauen, die Unruhe.
Die Unruhe steigt von selbst auf, nachdem das letzte subtile Ich-Dünken weggefallen ist. Es ist nicht immer leicht, die Unruhe sofort zu erkennen.
Ich dachte, dass ich einfach schlecht damit zurechtkam, dass der vertraute Geschmack von ‘mir’ nicht mehr da war. Ich fühlte mich getrieben und wusste nicht, was los war.
Erst mein Begleiter Kevin Schanilec fand es schließlich heraus. Die Unruhe war auf der Suche nach dem ‘Ich’, das Schutz brauchte. Plötzlich war es nicht mehr da und die Alarmglocken schrillten laut.
Die Unruhe zeigt sich für jeden etwas unterschiedlich. Im Grunde versucht sie wiederherzustellen, was sie einst mit den Fesseln erschaffen hatte: Die Vorstellung, dass es etwas Substanz- und Dauerhaftes gäbe, was sicherstellen könnte, dass wir uns immer gut fühlen.
Die Intensität der Unruhe variiert, ich bin aber noch niemandem begegnet, bei dem sie nicht aufgetreten ist.
Sie kann sich als unruhiges Denken zeigen, das versucht vorgestellte Probleme zu lösen. Oder auch als körperliche Unruhe, die dich zur Bewegung antreibt.
Für manche ist es ein emotionales Durcheinander. Manchmal kommen auch Traumata an die Oberfläche, an die vorher keinerlei Erinnerung bestand.
Mit dem letzten Gefühl von ‚Ich bin‘ gehen auch alle Abwehrmechanismen verloren, die unangenehme Erinnerungen aus der Erfahrung ausschließen. Diese Erinnerungen werden auf der Reise zum Erwachen auftauchen, spätestens in der 9. Fessel.
Erlebst du die Unruhe schon? Sie kann auf dem gesamten Weg durch die Fesseln gespürt werden und schon lange vorher.

Meine Antwort: Bei mir war es eine fieberhafte, fast panische Suche. Ganz wörtlich gemeint. So als hätte ich etwas ganz wichtiges verloren und kann es nicht wiederfinden. Ich habe überall gesucht. Wirklich überall. Ich habe alles angeschaut. Jedes Ding, jeden Menschen, jedes Lebewesen, jedes einzelne Wort, jeden Gedanken, einfach alles. Es war echt die pure Panik. Erst als nichts mehr übrig war, ich alles angesehen hatte und ich begriff, dass ich nichts finden würde, dass alles nicht echt ist, nichts wirklich da, hörte die Suche plötzlich auf. An den Moment kann ich mich sogar noch erinnern, es war eine Erlösung.

27.02.2020 Facebook Post von Christiane zur 10. Fessel

Christiane: Wie jeder Shift fühlt sich auch der Shift in der 10. Fessel für jeden unterschiedlich an.
Die meisten Menschen haben das Gefühl, das eine schwere Last abfällt. Das Gefühl erinnerte mich an meine Fernwanderungen, wenn ich abends den schweren Rucksack absetzte und plötzlich ganz leicht war, wie ohne Erdenschwere.
Freiheit und Frieden durchtränken alles, und ein grundlegendes Wohlbefinden setzt ein, das jedoch ganz anders ist als das Hoch, wenn ein Wunsch erfüllt wurde.
Bei mir kam nach wenigen Minuten noch ein weiteres Gefühl dazu, mit dem ich am allerwenigsten gerechnet hatte:
Ich fühlte total und vollständig normal und gewöhnlich. Nie zuvor im Leben habe ich mich so normal gefühlt.
Ein bisschen Feuerwerk wäre schon nett gewesen…
Wie hast du den Wegfall der letzten Fessel erlebt?

Meine Antwort: Es war auf einem Spaziergang. Ich weiß noch, wie ich über Felder schaute und einen Baum an. Da spürte ich ganz plötzlich einen unfassbaren Frieden. Ich blieb stehen, um ihn zu fühlen. Er ist so allumfassend. Er trägt alles. Für einen Moment blieb die Welt stehen. Da war nichts mehr, außer der Frieden. Und ich fühlte mich (und fühle mich immer noch) “wie ausgepackt”. Als ob alles abgefallen ist. Alles überflüssige, alles schwere, alles verdeckende. Und dann ging ich einfach weiter und es war wirklich so normal. Entthäuschend fand ich es nicht, eher erleichternd und klärend.


Buddha erklärte, dass es 10 Annahmen oder 10 Fesseln gibt, die dem Erwachen im Weg stehen. Wenn du wissen möchtest, welche das sind, lies hier weiter: Durch die 10 Fesseln zum Erwachen.