Teil 2: (M)Ein Dialog – Wunsch und Widerwillen

Dies ist der Dialog zwischen Christiane und mir, übernommen aus der Facebookgruppe – mit allen Rechtschreibfehlern und vergessenen Wörtern.

03.11.2017

Liebe Christiane! Vor 2 Wochen haben wir am Straßenrand drei Welpen gefunden und sie bei uns aufgenommen. Von Anfang an war klar, dass wir sie nicht behalten können und für sie ein Zuhause suchen müssen. Gestern war es soweit und wir haben einen der beiden Hunde an seine neue Familie übergeben. Und trotz Vorbereitung ist da jetzt so eine große Trauer. Gedanken, die immer wieder um diesen Hund kreisen und starke Körperempfindungen auslösen. Andere Gefühle kommen und gehen, aber diese lösen sich nicht so einfach auf.

Liebe Steffi, ja, ich habe eure Notfall-Pflegschaft verfolgt. ❤
Worum kreisen die Gedanken? Dass du den Hund vermisst, dass er es nicht gut haben könnte?
Liebe Grüße, Christiane

Da ist nicht der Gedanke „Ich vermisse Kali“… es sind vor allem Bilder von ihm in den Gedanken, Erinnerungen an einige Begebenheit, das Gefühl, sein flauschiges Fell noch zu spüren. Und Gedanken, die sagen, dass er es bei uns besser gehabt hätte, dass es nicht die richtigen Leute sind, an die wir ihn gegeben haben, dass er es dort nicht gut haben könnte, ja… sowas wie ein schlechtes Gewissen…

❤ Würde der Satz es treffen: Kali ist nicht mehr da und ich weiß nicht, ob es ihm gut geht im neuen Zuhause?

ja, der trifft es

Sehr gut. Denke dir den Satz oder sprich ihn laut aus. Welche Körperempfindungen tauchen unmittelbar auf? Spüre diese Empfindungen und halte Ausschau, ob irgendetwas erscheint, was die Gedanken triggert. Liebe Grüße!

Liebe Steffi, das kann gut sein. Nicht zu unrecht gelten Gedanken im Buddhismus als Sinnesempfindung, und alle Sinnesempfindungen werden von Körperempfindungen begleitet, angenehmen, unangenehmen oder neutralen.
Bei dieser Untersuchung geht es schon um die nächsten „Fesseln“: Dass es so etwas wie Wunsch und Widerwillen gibt.
Wenn du die Empfindungen spürst, kannst du irgendwo den Wunsch entdecken, dass der Hund bei euch wäre, es ihm gut gehen soll?
Liebe Grüße, Christiane

Ja… es gibt da Gedanken, die meinen, ach wäre der Hund doch noch bei uns, dann würde es ihm sicher gut gehen… und auch mir/uns

04.11.2017

In Ordnung, diese Gedanken sind die Reaktion auf die Körperempfindungen . 🙂
Sage den SAtz, spüre die Körperempfindungen und bleibe bei ihnen. Taucht etwas auf, was die Gedanken triggert? Was verbindet die Empfindungen mit den Gedanken?

05.11.2017

Liebe Christiane! Die Körperempfindungen sind bei dem Satz längst nicht mehr so stark, wie noch vor zwei Tagen. Jedenfalls dauern sie nicht lange genug an, um schauen zu können. Was zuerst sehr schmerzvoll war, ist jetzt okay. Ich habe gemerkt, dass nichts schlimmes passiert, wenn Kali weg ist. Die neue Familie kümmert sich um ihn und schickt uns Fotos. Es ist jetzt gut, so wie es ist.

Liebe Steffi, das freut mich sehr für Kali. 😊
Ändert sich etwas an den Empfindungen, wenn den Satz nimmst : „Kali ist jetzt bei einer anderen Familie“?

Hallo Christiane! Dieser Satz löst gar keine Empfindung aus. 🐶

Dann ist Kali wohl gut in seinem neuen Heim angekommen und du in deiner neuen Wirklichkeit. 🙂

Wenn dir etwas anderes auffällt, was du furchtbar gern hättest oder ein Problem, was du wirklich gern loswärst…. das wären noch Themen für den nächsten Schritt. Ansonsten lebe dich weiter ein und lass ab und zu von dir hören, wie es dir geht. ❤

Alles klar. Danke dir.

Ich habe meine Meditationsapp auf dem Handy gelöscht. Schon seit einer Weile bringt mir das nichts mehr. Ich höre, sehe, spüre, rieche und schmecke lieber… Habe im Interview mit Anthony von dir gehört, dass es dir auch so ging/geht…

Ja, Meditation macht plötzlich gar keinen Sinn mehr. Damit hatte ich nicht gerechnet. Einfach mit dem sein, was ist, ist genug. Alles andere ist irgendwie künstlich. ❤

19.11.2017

Liebe Christiane! Die letzten 2 Wochen sind wir viel unterwegs gewesen hier in Griechenland. Ich merke, dass es so im Alltag gar nicht so leicht ist in die Stille zu kommen. Bei meinem Besuch auf der – wie du sie genannt hast „Ebene, die immer da ist, nur durch die vielen gedanklichen Kommentare verdeckt ist“ habe ich für einen kurzen Moment hinter die Gedanken geschaut. Es ist so, als wäre mal kurz das Licht angegangen und ich habe alles sehen können. Interessant ist, dass es da jetzt so ein Wissen darüber gibt, ein zeitloses, freies Wesen zu sein. Ich aber diese direkte Erfahrung nicht wieder so machen konnte. Unbeschreiblich mal wieder. Ich versuche es nochmal so: Ich bin in diesem dunklen „Raum“, der eigentlich gar nicht dunkel ist, kurz geht das Licht an und alles wird sichtbar. Dann geht das Licht wieder aus. Ich weiß, dass alles noch da ist, kann es aber nicht mehr so deutlich sehen. Da ist nur noch das Wissen und auch so was wie Zuversicht. Gedanken und Gefühle stellen sich immer wieder in den Weg. Dabei bin ich auf (nicht nur) ein Problem gestoßen, das ich wirklich gerne los wäre. Denn darum drehen sich die Gedanken viel zu oft. Witzig ist, das ich dieses Problem kaum in Worte fassen kann.

Liebe Steffi, wie schön, dass du noch einmal einen tiefen Einblick gewinnen konntest. Diese Einblicke kommen und gehen, sie werden vorläufig noch durch die gedanklichen Annahmen wieder verdeckt wie die Sonne von den Wolken (bei euch vielleicht grade nicht) 🙂 Das Erwachen selbst wird sich aller Voraussicht nach noch einmal anders anfühlen, deshalb ist es am besten, nicht an diesen tiefen Einblicken hängenzubleiben. Sie sind in der Regel nicht zurückzuholen.
Machen wir uns an das Abtragen der restlichen Annahmen 🙂
Versuche das Problem zu beschreiben, an das du denkst.
Liebe Grüße, Christiane

22.11.2017

Liebe Christiane! Mal wieder musste noch etwas auf die Worte gewartet werden 🙂 Ich versuche mal eines der Probleme zu beschreiben. Das, was noch am besten beschrieben werden kann und welches möglicherweise der Grund für ein paar andere ist 😉 Also. Es ist so, dass ich mir jeden Morgen vornehme einfach mal zu frühstücken und in Ruhe Kaffee zu trinken. Und ehe ich mich versehe, habe ich mein Smartphone in der Hand und scrolle mich durch Facebook. Ich möchte einen Termin in meinen Kalender eintragen, nehme das Gerät in die Hand und statt den Termin einzutragen, scrolle ich durch die Benachrichtigungen. Diese sind – oh Wunder – nach meinem letzten „Besuch“ vor einer halben Stunde nicht wirklich mehr geworden. Ich möchte bei Facebook ein Bild auf meiner FB-Seite teilen und statt dessen bleibe ich auf den Posts der anderen hängen… usw. ich denke, du verstehst, worum es geht. Ist vielleicht die schon viel beschriebene Social Media Sucht? Die mich ständig schauen lässt, ob es neue Kommentare, Likes, Follower gibt… ob eine neue Mail gekommen ist… Dabei geht so viel Zeit drauf, die mir dann woanders wieder fehlt, so dass ich zu dem, was ich eigentlich machen wollte oder statt dessen gerne machen würde nicht komme. Wie z. B. still am Meer sitzen und zu hören, zu sehen…

24.11.2017

Oh je, entschuldige Steffi, ich habe dir noch gar nicht geantwortet. 😮
Wie gut ich verstehe, was du meinst!
Damit kannst du sehr direkt umgehen. Wenn du nächstes Mal den Impuls verspürst, etwas anderes auf Facebook zu tun als du vorhattest oder überhaupt dein Smartphone in die Hand zu nehmen, halte inne. Lege das Smartphone zur Seite und fühle in dich hinein. Was ist gerade nicht richtig, was fehlt oder ist zuviel? Wie müsste die Situation sein, damit du gar nicht an das Handy denken würdest? Gibt es etwas, was jemand anders tun oder sagen könnte, so dass du das Handy ganz vergessen würdest?
Liebe Grüße, Christiane ❤

28.11.2017

Liebe Christiane! Da hast du mir mal wieder eine schwierige Aufgabe gestellt 😉
Das Ding ist: Sobald ich inne halte und in mich hinein fühle ist der Impuls weg und nichts mehr erspürbar. Sobald ich inne halte, lege ich das Handy wieder weg. Oder mache doch das, was ich machen wollte. Manchmal geht aber auch alles so schnell, da wird dem Impuls gefolgt und es gibt ebenfalls keine Gelegenheit dem nachzuspüren. Und dann wird eher darüber nachgedacht, wie es dazu kommen konnte, aber nicht gespürt…

Ja, diese Übung ist gar nicht so einfach. 🙂 Um es deutlicher zu machen, könntest du Folgendes machen (traust du dich? Der Verkehr zu deiner Webseite wird nicht zusammenbrechen, versprochen!)
Lege bestimmte Zeiten fest, zu denen du bestimmte Sachen machst wie Facebook planen, auf Facebook posten, Facebook beantworten, Twitter oder andere Plattformen, falls du sie benutzt. Bestimmte Zeiten, um privat auf Facebook herumzusurfen oder woanders. Zu allen anderen Zeiten legst du dein Handy (nein, nicht ins Gefrierfach) zur Seite und fasst es nicht an. Weiche nicht auf dem Computer aus.
Beobachte, wie du dich in den Zeiten dazwischen fühlst. Welche Empfindungen tauchen auf? Was fehlt? Gibt es Zeiten, in denen du das Handy ganz vergisst? Was ist dann anders?
Liebe Grüße, Christiane

okay, ich denke damit kann ich arbeiten 🙂 Werde das ein paar Tage so machen und melde mich dann wieder. Vielen Dank 🙂

01.12.2017

Liebe Christiane! Wow, das ist echt schwierig. Habe jetzt ein paar Tage beobachtet. Und dies ist dabei herausgekommen:
Beobachte, wie du dich in den Zeiten dazwischen fühlst:
Der Impuls zum Handy zu greifen tritt immer in bestimmten Situationen auf:
Morgens, wenn man eigentlich in Ruhe frühstücken könnte.
Tagsüber, wenn eine Aktion erledigt wurde und bevor die nächste beginnt: Quasi in der Pause, in der man zur Ruhe kommen könnte.
Auch während der Arbeit zwischen zwei ToDos.
In der Mittagspause nach dem Essen usw.
Auch in ganz klitzekleinen Pausen: Beim Essen kochen, wenn darauf gewartet wird, dass die Nudeln fertig werden, zum Beispiel.
Es ist so, als gäbe es da eine Instanz dessen Aufgabe es ist davor zu schützen, zur Ruhe zu kommen. Der kommt das Handy gerade recht.
Früher waren es wahrscheinlich andere Sachen: Zappen durch die Fernsehprogramme, Computerspiele… Alles was ablenkt.
Ablenkung als Schutz. Und da kommt diese Instanz Social Media gerade recht. Kaum eine Ablenkung funktioniert besser.
Dabei wäre es schöner zur Ruhe zu kommen. Wovor muss man geschützt werden? Das war schon wieder viel Nachdenkerei…
Welche Empfindungen tauchen auf?
Kurz bevor zum Handy gegriffen werden würde, ist Unruhe zu spüren. Ein Kribbeln. In den Handgelenken vor allem. Der Atem wird etwas schneller. Die Nackenmuskeln spannen sich an. Es gibt auch Empfindungen in den Augen, die ich schlecht beschreiben kann, fühlt sich an, als würde etwas gesucht werden.
Was fehlt?
Ich weiß nicht genau. Ich glaube, mir ist manchmal einfach langweilig. Das was ich gerade mache ist zu wenig oder nicht das, was ich eigentlich tun möchte.
Gibt es Zeiten, in denen du das Handy ganz vergisst? Was ist dann anders?
Ja. Wenn ich spazieren gehe. Wenn andere Menschen da sind. In der Zeit, als ich das Nicht-Ich erforscht habe. Wenn ich ein gutes Buch lese. Wenn ich eine Aufgabe erledige, die mir Spaß macht. Wenn ich schlafe 😉

Super, du hast sehr gut geschaut. Langeweile ist etwas, was wir nicht so gern mögen. 🙂
Wenn nächstes Mal diese Situation entsteht, spüre diese Unruhe, das Kribbeln in den Handgelenken und der Atem etwas schneller geht und die Nackenmuskeln sich spannen, fühle diese Empfindungen. Fühle auch den Drang, von diesen Empfindungen wegzukommen. Jetzt genau müsstest du den Wunsch direkt sehen können und wie er die Empfindungen mit der Reaktion (das Handy in die Hand nehmen) verbindet.
Was findest du?
Liebe Grüße, Christiane

09.12.2017

Liebe Christiane! Die letzten Tage gab es kaum Langeweile. Wir sind auf einem Campingplatz und den ganzen Tag damit beschäftigt zu waschen, zu saugen und zu wischen. Denn die Tiere haben Flöhe. Und auch ich habe Flohbisse. Keine sehr spannende Aufgabe. Aber doch eine große Abwechslung LOL Smartphone und Social Media habe ich kaum zu Gesicht bekommen.
Nun ist aber wieder etwas Normalität eingekehrt. Und ich habe wieder geschaut. Aber irgendwie komme ich nicht dahinter. Ich kann die Empfindungen gut spüren. Auch den Drang davon wegzukommen. Das einzige, was ich dazwischen finden kann, ist der Wunsch diese Empfindungen nicht spüren zu müssen, da sie als unangenehm eingestuft werden. Liebe Grüße aus der Sonne 🌞

11.12.2017

Liebe Steffi, das hast du gut beobachtet. Wir ändern etwas ( =reagieren), weil wir die Empfindung nicht aushalten wollen. 🙂
Wie kommt es zu der Reaktion? Wenn die unangenehmen Empfindungen wieder da sind, spüre sie und lauere wie die Katze vorm Mauseloch darauf, ob eine Verbindung zwischen diesen Empfindungen und der bevorstehenden Reaktion auftaucht. Gib dem Sog zu reagieren nicht nach. Es wäre gut, wenn du die Übung 10-15 Min. lang machen kannst.
Taucht eine Verbindung auf?
Liebe Grüße, Christiane

12.12.2017

Wow, Christiane! Das ist echt schwer… Ich mache die Übung immer wieder. Schreibe dir, was dabei herausgekommen ist… und wieder stellst du die gleiche Frage LOL Ich mache die Übung also wieder. Länger. Die Empfindungen werden immer stärker. Die Gedanken werden mit jeder Sekunde mehr, drehen sich immer schneller. Finden immer neue Gründe, warum ich jetzt sofort reagieren sollte. Es fühlt sich an, als gerieten sie in Panik. Angst kommt auf. Dann wird sie so stark, dass ich es nicht mehr aushalten will… und endlich zum Handy greife… oder aufhören muss die Übung noch länger zu machen… aufstehen… davon weggehen…

13.12.2017

Liebe Steffi, wow, da wird ja ganz schön was in Gang gesetzt. ❤
Auf diesem Weg schauen wir allem direkt ins Gesicht.
Finde doch mal heraus, was eigentlich fehlt, wenn du nicht nach dem Handy greifst. Du fühlst den Impuls nach dem Handy zu greifen…. tue es nicht. Was ist in diesem Augenblick nicht richtig, was löst diese große Angst aus? Was musst du im Auge behalten, wo musst du dabei sein? Was wäre, wenn du nicht online gingest? Warum musst du sofort reagieren? WAs könnte sonst geschehen?
Ich bin gespannt, was du herausfindest.
Liebe Grüße, Christiane

27.12.2017

Liebe Steffi, wie war euer Weihnachten in Griechenland? Und wie geht es mit dem Handy? Liebe Grüße, Christiane

29.12.2017

Liebe Christiane! Weihnachten ging an uns ziemlich spurlos vorüber. Seit dem wir im Winter nicht mehr in Deutschland sind und mit der Familie essen, hat Weihnachten eigentlich keine Bedeutung mehr. Wie war es bei dir? Weihnachten auf Helgoland?
Nachdem ich herausgefunden habe, dass es nicht doch einfach nur Langeweile ist sondern mehr dahinter steckt, bin ich etwas erschrocken. Ich bin (noch) nicht soweit gewesen, mich damit auseinander zu setzten und habe das offensichtlich lieber erst mal sacken lassen. Sorry, nächstes Mal sage ich bescheid. Ich denke aber, dass es jetzt wohl gehen wird, mich der Sache wieder anzunehmen. 🙂

30.12.2017

Liebe Steffi, wir waren diesmal Weihnachten in Hamburg und für uns hat es eigentlich auch keine Bedeutung mehr.
Bei der Untersuchung der Fesseln kann es manchmal schon zu erschreckenden Entdeckungen kommen. Wollen und Nichtwollen sind die emotionalsten Annahmen, und oft kommt während der Untersuchung viel hoch. Das wird auf dem ganzen Weg durch die Fesseln weitergehen, in unterschiedlicher Intensität, sogar noch nach den Fesseln. Es ist ein sehr tiefgreifender Prozess, man könnte sagen, alles, was nicht erwacht ist, kommt zum Vorschein und verschwindet dann endgültig.
Magst du erzählen, worüber du dich so erschrocken hast? Du kannst mir auch gern eine pm schreiben, falls dir das hier zu öffentlich ist.
Liebe Grüße und einen Guten Rutsch ins Neue Jahr!

31.12.2017

Liebe Christiane! Ich habe mich erschrocken, weil da überhaupt Angst ist. Damit habe ich gar nicht gerechnet. Die Untersuchung der Angst, also was es genau ist, was da zum Vorschein kommt, musste ich deshalb erst mal vertagen, damit man sich an den Gedanken gewöhnen kann. Die nächsten Tage werde ich die Übung wieder machen und dann mal schauen, was sich da versteckt.

01.01.2018

Liebe Steffi, ich schlage vor, dass du diese Angst ein bisschen näher kennenlernst. Wenn sie wieder auftaucht, während du dich am liebsten mit dem Internet ablenken möchtest, oder vielleicht auch mit etwas anderem, erlaube dir, die Körperempfindungen zu spüren.
Welche Körperempfindungen tauchen auf? Lasse dich in sie hineinsinken wie in ein warmes Bad.
Während du die Empfindungen weiter spürst, was würdest du sagen, sind die Empfindungen unangenehm, angenehm oder neutral?
Wissen die Körperempfindungen etwas über den Namen Angst?
Kann das Wort Angst die Körperempfindungen spüren?
Was geschieht, wenn der Name „Angst“ zu den reinen Körperempfindungen hinzugefügt wird.
Liebe Grüße und für das Neue Jahr noch mehr Befreiung ❤,
Christiane
P.S. Auch bei dieser Untersuchung ist es hilfreich, wenigstens jeden 2. Tag zu schreiben. 🙂

03.01.2018

Liebe Christiane! Ich bin dran, habe die Übung ein paar Mal gemacht. Aber es ist wieder wie am Anfang. Wenn ich dem Impuls zum Handy zu greifen nicht nachgebe, verschwindet er wieder. Es fühlt sich so an, als würde die Angst den Trick jetzt kennen und nicht mehr drauf reinfallen 😉 Ich weiß aber, dass sie da ist, weil sie das eine Mal sehr starkt zu spüren war. Ich glaube die Angst hat Angst entdeckt zu werden. Ich möchte es noch ein paar Mal versuchen, ob sie nicht doch wieder hervor gelockt werden kann. Auch habe ich den Eindruck, dass die Gedanken, wenn es mit dem Handy nicht klappt, versuchen anderweitig für Ablenkung zu sorgen, aber es geht immer alles so schnell und wenn es bemerkt wird, ist es weg.
🍀 ein schönes neues Jahr wünsche ich dir ❤️

Liebe Steffi, danke dir für die guten Wünsche! 🙂
Du kannst es auch andersherum angehen: Wenn die Gedanken versuchen, anderweitig für Ablenkung zu sorgen, spüre nach. Warum ist diese Ablenkung jetzt notwendig, mit dem Handy oder anders? Du kannst die Frage stellen: Was ist unter den Gedanken, die für Ablenkung sorgen, und warten, was auftaucht. Keine Angst vor der Angst, es ist einfach ein anderes Gefühl. ❤

07.01.2018

Liebe Christiane! Es ist nicht so, dass ich eine Ablenkung brauche und deshalb zum Handy greife. Die Angst, die mich zum Handy greifen lässt, ist die Angst davor jemand könnte mich nicht mögen. Deshalb muss ich dringend schauen, was so los ist da draußen. Nicht zum Handy greifen zu dürfen, macht mich dann manchmal ganz verrückt. Und natürlich weiß ich auch, dass das alles Quatsch ist und wenn diese regulierenden Gedanken auftauchen, dann verschwindet der Impuls zum Handy zu greifen wieder. Er taucht aber regelmäßig immer wieder auf. Mir ist das zuvor nie aufgefallen. Und doch kommt es mir bekannt vor. Ich habe mal eine Therapie gemacht, in der herauskam, dass meine Eltern mich mit Liebesentzug bestrafen, wenn ich unerwünschtes Verhalten zeige. Also immer lieb und artig sein (wie auch immer das sein mag), denn sonst könnten sie mich nicht mehr mögen/lieben.
Sorry, es hat jetzt doch eine Weile gedauert, bis ich das herausgefunden habe 🙂

08.01.2018

Super, Steffi, ja manchmal dauert es ein bisschen bis wir herausfinden, was tatsächlich dahinter steckt.
Was hätten deine Eltern tun oder sagen können, vielleicht deine Mutter oder Vater am liebsten, so dass du sicher gewusst hättest, ich werde geliebt, ganz unabhängig davon, was ich tue und wie ich bin?
Benutze ruhig die direkte Rede.
Liebe Grüße, Christiane

10.01.2018

Liebe Christiane! Sie hätten es einfach tun müssen. Ob man geliebt wird oder nicht, spürt man. Es hat nichts mit bestimmten Worten oder Taten zu tun. Ich habe mich etwas zurück erinnern müssen, wie es damals war mit meinen Eltern. Als Kind und vor allem als Jugendliche. Ich bin ganz gut mit ihnen zurecht gekommen, solange alles okay war. Wenn ich fröhlich war. Freundlich. Doch wenn ich Schwierigkeiten hatte, Sorgen, Probleme, Nöte… dann war da niemand. Wut oder Ärger oder Enttäuschung – ob es dabei um sie ging, oder um andere – konnte ich nirgends loswerden. Solche Gefühle wurden ignoriert. Ausgeblendet. Darüber konnte ich nicht mit ihnen reden. Ich habe von ihnen gelernt, meine (für sie negativen) Gefühle für mich zu behalten. Nicht darüber zu sprechen. Musste versuchen, sie quasi umzuwandeln in ein Lächeln, oder sowas. Meine Eltern hätten nichts sagen müssen, sie hätten einfach nur da sein müssen und mir gestatten diese Gefühle zu haben. Statt dessen haben sie mir aber vermittelt, dass sie mich nur dann lieben und da sind, wenn ich diese Gefühle nicht zeige. Und wenn ich sie doch zeige – dann waren sie weg.
Aber du fragst nach der direkten Rede. Ich versuche es mal. Sie hätten sagen können: Erzähl mir von deiner Wut – ich kann das aushalten und gehe nicht weg.

Liebe Steffi, ich schicke dir eine liebe Umarmung! ❤
Würde dieser Satz es treffen?
„Meine Eltern (oder Mama und Papa oder wie du sie nennst) haben nie gesagt, alle deine Gefühle sind willkommen, auch deine Wut. Wir halten das aus und bleiben bei dir.“
Welche Empfindungen tauchen auf, wenn du diesen SAtz sagst?
Spürst du auch REaktionen? Reaktionen sind alles, was dich von den ersten Empfindungen wegführt.
Alles Liebe, Christiane

11.01.2018

Danke, liebe Christiane!
Traurigkeit – ein fast schmerzahaftes Zusammenziehen in der Kehle. Tränen in den Augen. Enge in der Brust. Stockender Atem. Luftanhalten. Kribbeln in den Fingern.
Reaktionen, also etwas das mich von den Empfindungen wegführt, spüre ich nicht. Im Gegenteil. Ich komme von dem Satz gar nicht mehr los. Lese ihn immer wieder. Vor allem klingt er ohne das Wort „nie“ so schön, dass ich noch trauriger werde.

15.01.2018

Liebe Steffi, wundervoll, dass du diese Empfindungen alle erlauben kannst. ❤
Lasse das nie bitte noch im Satz, sonst wird es zu intensiv. Denn diese Empfindungen zu spüren ist die Vorbereitung auf die eigentliche Untersuchung. Später wirst du den Satz noch in einer positiven Variante benutzen.
Du schaust gerade nach Wunsch und Widerwillen, nach Wollen und Nichtwollen.
Wir haben ja normalerweise das Gefühl, das wir etwas wollen oder nicht wollen, und deshalb reagieren. Du wolltest die Angst und diese Empfindungen nicht fühlen (ohne es zu wissen), deshalb hast du dich abgelenkt.
Sage wieder den Satz, spüre die Empfindungen. Und während du die Empfindungen spürst, richte die Aufmerksamkeit darauf, ob etwas auftaucht, was dich von diesen Empfindungen wegzieht und reagieren lassen könnte.
Es ist, als ob du mit den Empfindungen auf dieser Seite eines Flusses sitzt und du schaust auf den Fluss. Taucht etwas auf, was dich zum anderen Ufer bringt? Halte alle Sinne offen.
Liebe Grüße, Christiane

17.01.2018

Liebe Christiane! Ich habe die Übung jetzt ein paar Mal gemacht. Schon bevor ich die Übung machen will, sind da sehr viele Gedanken, die mich daran hindern wollen. Die meinen, es müsste erst noch dies und jenes getan werden und eigentlich ist gerade keine Zeit dafür.
Wenn ich es dann doch schaffe, den Satz sage, dann tauchen immer die schon oben beschriebenen Empfindungen auf: Traurigkeit – ein fast schmerzahaftes Zusammenziehen in der Kehle. Tränen in den Augen. Enge in der Brust. Stockender Atem. Luftanhalten.
Ich kann die Empfindungen eine Weile gut spüren. Aber auch nur sie. Dann taucht das Kribbeln in den Fingern auf. Die Augen fangen an nach etwas zu suchen. Immer mehr Gedanken kommen auf, die meinen, es würde jetzt auch mal reichen und ich solle jetzt doch mal was anderes machen. Die Aufmerksamkeit auf die Empfindungen schwindet langsam. Sie klingen ab. Ich sage wieder den Satz und alles geht von vorne los. Manchmal habe ich Angst gespürt. Die Angst davor, was passieren könnte, wenn ich noch länger bei den Empfindungen bleibe. Angst davor, dass sie noch intensiver werden könnten.
Mehr oder noch was anderes habe ich noch nicht spüren könnten. Aber ich versuche es weiter. Liebe Grüße, Steffi

18.01.2018

Liebe Steffi, du machst das sehr gut. ❤ Versuche jetzt, eine „Dosierung“ zu finden, die die Empfindungen gut aushaltbar macht, so dass du Wunsch und Widerwillen untersuchen kannst.
Sage den Satz. Sobald du die ersten Empfindungen spürst, denke „Stop!“.
Die Empfindungen werden vielleicht noch ein wenig stärker und dann auf dieser STufe bleiben. Spiele mit dem Stop-Sagen, bis sie genau die richtige Intensität für dich haben. Es kann nichts passieren, es sind einfach Körperempfindungen.
Während du die Empfindungen weiterhin spürst, richte die Aufmerksamkeit darauf, ob etwas auftaucht, was die Gedanken triggert, es reiche jetzt und sei genug und du könntest doch jetzt etwas anderes machen.
Was setzt diese Gedanken in Gang?
Mache die Übung 3-4 mal am Tag für 10-15 Minuten.
Liebe Grüße, Christiane ❤

20.01.2018

Liebe Christiane! Ich habe die Übung noch ein paar Mal gemacht. Aber irgendwie löst der Satz immer weniger starke Empfindungen aus. Gestern ist mir ein Foto meine verstorben Oma in die Hände gefallen (vielleicht die einzige Person meiner Kindheit, von der ich wusste, dass sie mich wirklich liebt). Da waren dann wieder starke Empfindungen von Traurigkeit. Enge, Tränen… Ind plötzlich war da der Gedanke: Es soll dir gut gehen! Ich glaube, dass dieser Gedanke, der ein paar Mal auftauchte, letztlich dazu führte, dass andere Gedanken auftauchen, die wieder sagten ich solle jetzt mal was anderes machen und dass ich das Bild weggelegt habe, mir die Tränen weggewischt habe und aufgestanden bin, um etwas anderes zu tun.
Wünsche dir ein schönes Wochenende ❤️

22.01.2018

Liebe Steffi, welch wundervolle Erinnerung an deine Oma. ❤
Kann es sein, dass manche Gefühle dir eher fremd sind, sozusagen nicht zum „richtigen“ Leben gehören? Wurde dir das vielleicht vermittelt?
Wenn der Satz keine starken Empfindungen auslöst, hänge jetzt in „na und?“ an. Das „na und“ ist ein Bestehen darauf, das Wollen und Nichtwollen sich zeigen.
Wie sieht es im alltäglichen Leben aus, empfindest du den Impuls zum Handy zu greifen noch genauso oft wie früher?
Liebe Grüße, Christiane

Möglicherweise ist das so… Welche Gefühle könnten das sein?

Vielleicht die weicheren Gefühle, wie Trauer, Angst, Tränen?

Christiane, ich glaube, dass ich zuliebe meiner Eltern auf viele Gefühle verzichten musste. Wut, Enthäuschung, vielleicht auch Trauer. Noch heute fällt es mir schwer sie zu spüren und sie zuzulassen. Ind manchmal bin ich verunsichert, ob es vielleicht Gefühle gibt, die ich gar nicht kenne. Weiß aber auch nicht, welche das sein sollten.

Wir tragen diese alten Erfahrungen weiter mit uns herum und reagieren dementsprechend, bis sie aufgelöst sind. Auf dem Weg durch die Fesseln wird alles aufgelöst – am Ende sind die alten Konditionierungen nicht mehr da.
Erinnerst du dich an bestimmte Situationen, wo ganz klar war, dass du bestimmte Gefühle nicht zeigen durftest?

Das ist leider bis heute so. Diese Gefühle meinen Eltern zu zeigen geht irgendwie nicht. Nicht nur, dass ich es meistens nicht kann – sie können Sie auch nicht annehmen. Sie werden einfach ignoriert. Weggeschwiegen. Das Thema gewechselt. Wenn ich diese Gefühle meinen Eltern zeige komme ich nicht weiter. Sie sind für eine Auseinandersetzung damit nicht bereit. Also für eine Auseinandersetzung mit mir nicht bereit. Und ich habe wohl irgendwie von Ihnen gelernt Ihnen das auch zu ersparen, sie quasi vor mir und meiner Wut oder meinem Ärger zu schützen. Bis heute.

Ja, und so schützt du dich jetzt selbst auch vor den Gefühlen, indem du z.B. zum Handy greifst.
Was hätten deine Eltern tun oder sagen können, so dass du wüsstest, du darfst deine Gefühle zeigen. Oder was könnten sie heute tun oder sagen?

Genau den Satz hatten wir oben schon 😉 Ich denke, daran hat sich nichts geändert…

Gut, gibt es eine Möglichkeit, ihn noch genauer zu machen, z.B. an eine Situation anzupassen, in der es dir besonders weh getan hat, dass sie deine Gefühle nicht erleben wollten?

23.01.2018

Liebe Christiane! Man sollte meinen, dass mir da jetzt eine Menge zu einfällt, weil es oft so ist. Doch wenn ich nach konkreten Ereignissen suche, finde ich wenig und doch eigentlich jede Begegnung… Bei meiner Therapie (falls das hierfür wichtig ist) kam übrigens unter anderem heraus, dass ich gelernt habe die Gefühle, die für meine Eltern (insbesondere geht es da um meine Mutter) unangenehm sind (Wut, Ärger) quasi umzuwandeln in Gefühle, die weniger heftig für sie sind, wie Traurigkeit). Allerdings habe ich dort nicht gelernt, was ich machen kann.
Als erstes ist mir ein Ereignis eingefallen. Es liegt zwar schon etwas zurück, ist aber bei mir immer noch sehr präsent:
Ich wohne im Wohnmobil und habe einige Sachen (Möbel, Küchenkram, Klamotten, Werkzeug, etc.) bei meinen Eltern in einem Kellerraum eingelagert, den sie mir netterweise dazu zur Verfügung gestellt haben (meine Eltern haben sehr viel Platz).
Wir waren gemeinsam bei irgendeiner Familienfeier, als sie davon erzählten, dass sie vor ein paar Wochen Wasser im Keller hatten und alles aufwendig trockengelegt werden musste. Dabei meinte meine Mutter ganz beiläufig, dass ich vielleicht auch mal in meinem Kellerraum nach dem rechten sehen sollte.
Am nächsten Tag bin ich natürlich gleich hin. Ja, da stand Wasser drin. Vieles war schon wieder weggelaufen. Doch unsere Möbel standen einige Zeit im 10 cm hohem Wasser und einiges hat Schaden genommen und musste weggeschmissen werden.
Ich war sehr verärgert und wütend, dass meine Eltern mir nicht eher/rechtzeitig bescheid gesagt haben und auf die Idee gekommen sind selbst mal in meinen Keller zu schauen. Das „wollten sie aber nicht erleben“. Also war ich statt wütend einfach nur etwas entthäuscht und traurig.
Liebe Grüße, Steffi

Liebe Steffi, oh, das ist heftig! ❤
Wenn du dich daran erinnerst, wie deine Mutter beiläufig erzählte, dass im Keller Wasser war und du vielleicht mal nach deinen Möbeln sehen solltest, welche Empfindungen kommen als erstes? Tauchen auf Reaktionen auf? Liebe Grüße, Christiane

Hallo Christiane! Hier ist es ein Druck im Kopf. Rauschen in den Ohren. Kribbeln überall. Die Hände werden kalt. Die Reaktion ist: Aufspringen, hibbelig rumrennen und am besten irgendwo gegen treten (habe ich mir aber verkniffen).

Das hast du großartig beobachtet, Steffi! 😃
Denke an genau diese Situation, fühle den Durck im Kopf, das Rauschen in den Ohren und Kribbeln. Fühle den Sog zu reagieren. Jetzt genau müsste der Widerwillen zu sehen sein, der die Empfindungen mit der Reaktion verbindet. Kannst du ihn finden?
Mache die Übung 3-4 mal am Tag für 10-15 Minuten.
Liebe Grüße, Christiane

26.01.2018

Liebe Christiane! Ich habe die Übung jetzt ein paar Mal gemacht. Je öfter ich sie mache, je weniger stark sind die Empfindungen und führen immer seltener zu einer Reaktion.
Was ich gefunden habe: Ich spüre die Empfindungen. Druck im Kopf, Rauschen in den Ohren, ein Kribbeln überall. Die Empfindungen sind immer die gleichen. Die Reaktion ist Aufspringen, irgendwo gegen treten (wollen) oder mit der Hand auf den Tisch hauen.
Dazwischen spüre ich eine Art „Welle“ die durch den Körper geht. Es beginnt in den Zehenspitzen und rollt bis in den Kopf. Es fühlt sich an, als würde sich jede Faser kurz zusammenziehen und dann wieder entspannen. Es durchschüttelt den Körper richtig. Sie lenkt von den Empfindungen ab, zieht alle Aufmerksamkeit auf sich. Wenn die Welle beim Kopf angekommen ist – folgt die Reaktion: Aufspringen. Ist das der Widerwille?

Liebe Steffi, diese Welle, bei der der Körper durchgeschüttelt wird, ist die subtile Energie des Körpers. Es ist das, was Kundalini Energie genannt wird. Sie hilft beim Erwachen und wird stärker, außerdem ändert sie die Flussrichtung und öffnet neue Kanäle. Das Schütteln spült das Flussbett frei. 🙂
Diese Energie wird immer aktiviert, wenn man in irgendeiner Form spirituell unterwegs ist, sogar schon im Gebet. Auf dem Weg durch die Fesseln ist sie deutlich zu spüren. Du brauchst keine Angst vor ihr zu haben, sie hilft dir beim Erwachen.
„Ich spüre die Empfindungen. Druck im Kopf, Rauschen in den Ohren, ein Kribbeln überall. Die Empfindungen sind immer die gleichen. Die Reaktion ist Aufspringen, irgendwo gegen treten (wollen) oder mit der Hand auf den Tisch hauen.“
Das hast du sehr gut beschrieben. Nun achte darauf, was die Empfindungen mit dem aufspringen wollen verbindet. Was schiebt oder zieht dich in diese Reaktion? Bleibe so gut wie möglich bei dem Druck, Rauschen und Kribbeln. Gibt es eine Brücke zwischen diesen Empfindungen und dem aufspringen (wollen)?
Liebe Grüße, Christiane

🙂 Puh, ist gar nicht so leicht diese Brücke zu entdecken… fühlt sich fast so an wie du Suche nach dem Ich im Schlüsselschrank… 😉

Vielleicht ist es auch das Gleiche? 😛

Dafür würde sprechen, dass es nicht immer zu einer Reaktion kommt. Je öfter ich die Übung mache, je öfter spüre ich einfach nur die Empfindungen, die dann immer weniger werden und dann einfach wieder weg sind. Ganz ohne aufspringen zu müssen oder mir beim Schlag mit der Hand auf den Tisch weh zu tun.

Super, Steffi! Wenn die Empfindungen milder werden, hast du in aller Ruhe Zeit zu warten und zu schauen, ob etwas auftaucht, was die Reaktionen triggern könnte.
Mache die Übung 3-4 mal am Tag für 10-15 Minuten. Sitze und warte darauf, dass etwas auftaucht … bis dein ganzes Wesen erfasst, dass es nichts gibt, was zu Reaktionen führt. Liebe Grüße! ❤

😂 Dieses Suchen nach etwas, was man nicht finden kann, ist irgendwie ein irres Ding ❤️ Seit 8 Wochen bin ich jetzt auf der Suche und denke immer, wenn du wieder schreibst, ich solle weitersuchen, dass da doch was sein muss und ich nur zu doof bin es zu sehen… Ich suche dann mal weiter! Bis die Tage 🙂
Wünsche dir ein schönes Wochenende 🙂 🍀💐💐

Ja, es ist eine verrückte Sache. Und es dauert so lange, bis wir endlich begreifen, dass da tatsächlich nichts ist. 😃

01.02.2018

Liebe Christiane! Also irgendwie klappt das jetzt nicht mehr. Ich versuche mich in die Situation einzufühlen. Doch es passiert nichts mehr. Es tauchen weder Empfindungen auf, noch Reaktionen…

Liebe Steffi, das ist sehr gut und zeigt, dass sich etwas getan hat. 😊
Hänge jetzt bitte an den Satz „na und?“ an. Es ist ein Bestehen darauf, dass der Grund sich zeigt, warum Reaktionen eintreten.
Wenn auch darauf keine Empfindungen auftreten, verwende diesen Satz:
Meine Mutter meine Sachen im Wasser stehen lassen.“
Spürst du dabei etwas?
Liebe Grüße, Christiane

06.02.2018

Liebe Christiane! Die letzten Tage sind etwas turbulent gewesen. Da habe ich die Übung nicht so oft am Tag machen können, Darum hat es ein paar Tage länger gedauert.
Das „Na Und“ führt dazu, dass die Empfindungen sofort verschwinden.
Der Satz „Meine Mutter hat meine Sachen im Wasser stehen lassen“ rief zuerst noch Empfindungen hervor. Die waren aber längst nicht mehr so stark, wie noch am Anfang mit den Gedanken an die Situation. Auch die Reaktion ist, wenn überhaupt vorhanden, sehr schwach: Der Kopf dreht sich, wie wenn man sich von etwas abwenden möchte.
Je länger ich versuche bei den Emotionen zu bleiben, je mehr lösen sie sich einfach wieder auf. ohne dass sich eine Reaktion zeigt.
Wenn ich den Satz „na und“ anhänge, sind die Emotionen sofort weg.
Wünsche dir einen schönen Tag 🙂

Liebe Steffi, sehr gut! Bitte benutze nur noch den „positiven Satz“ „Meine Mutter hat meine Sachen im Wasser stehen lassen.“ Auch wenn kaum noch Empfindungen auftreten, fühle die schwachen Empfindungen und warte, ob etwas auftaucht, was zur Reaktion (dem Kopf wegdrehen) führt. Was verbindet die Empfindungen mit der Reaktion? Das ist der Hauptfokus.
Wie sieht es allgemein mit Reaktionen im Alltag aus, hat sich etwas verändert? Wie gehst du mit deinem Smartphone um, checkst du noch so oft?
Liebe Grüße, Christiane

Mhm, das weiß ich gar nicht so genau 🙂 Werde das mal beobachten.

07.02.2018

Ja, mach das! 🙂 Weißt du, was ich gestern in der deutschen Guides Gruppe gesagt habe? Wenn ich allein wäre, würde ich in ein Wohnmobil ziehen und dahin fahren, wo Steffi ist. Deine Bilder sind so wunderschön! Hab eine schöne Zeit in Griechenland. ❤

10.02.2018

Ja, Griechenland ist echt sehr schön 🙂 Für deine Partnerin wäre das nichts?
Je schwächer die Empfindungen werden, je schwieriger das Beobachten. Mittlerweile gibt es bei dem Satz auch keine Empfindungen mehr. Etwas was die Empfindung mit der Reaktion verbindet habe ich nicht gefunden. Es gibt die Empfindung und die Reaktion. Bleibe ich bei den Empfindungen werden sie immer schwächer, bis sie irgendwann gar nicht mehr da sind. Je schwächer die Empfindungen sind, je schwächer fällt auch die Reaktion aus oder es kommt gar nicht mehr dazu.
Im Alltag hat sich vielleicht etwas verändert. Es geht aber oft alles so schnell und ist deshalb schwierig zu beobachten. Ich glaube,ich brauche noch mehr von diesen Übungen.
In letzter Zeit checke ich das Smartphone nur noch „außer der Reihe“, wenn ich auf eine Nachricht von jemandem warte. Ansonsten geht es im Moment ganz gut, es einfach liegen zu lassen. Mir ist aufgefallen, dass meistens keine realen Situationen dazu führen, dass ich zur Ablenkung dazu greife. Vielmehr sind es die Gedanken, die ihre Geschichten erzählen und damit Empfindungen hervorrufen und plötzlich habe ich das Ding in der Hand.
Viele Grüße vom Strand

12.02.2018

Liebe Steffi, was du schreibst, hört sich richtig gut an! 🙂
Wunderbar, dass das Greifen nach dem Smartphone sich beruhigt hat.
„Vielmehr sind es die Gedanken, die ihre Geschichten erzählen und damit Empfindungen hervorrufen und plötzlich habe ich das Ding in der Hand.“
Achte mal darauf, sind es bestimmte Gedankengeschichten, oder haben sie ein gemeinsames Thema?
Reaktionen treten nicht mehr auf, wenn die Annahme durchschaut ist, dass ein Geschehen mit einer Reaktion verbunden ist. Zum Geschehen gehören auch Gedanken.
Liebe Grüße, Christiane

15.02.2018

Liebe Christiane! Es ist gar nicht so leicht im Geschehen des Alltags all diese Beobachtungen zu machen. Es passiert einfach zu viel 😉 Außerdem hakt noch was. Es soll Ausschau gehalten werden nach etwas, dass von den Empfindungen wegführt, zu einer Reaktion hin. Woher weißt du/weiß ich, dass es nicht die Empfindungen selbst sind, die eine Reaktion auslösen?
Ja, wenn ich bei den Empfindungen bleibe und den Zug zur Reaktion spüre, dann ist da kein Grund, der mich reagieren lässt. Da sind nur die Empfindungen/Gefühle und die Reaktion. Bleibe ich bei den Empfindungen, vergehen sie irgendwann einfach wieder. Mal eher, mal später. Doch fühlt es sich aber manchmal so an, als würde die Reaktion eigentlich nur unterdrückt werden. Und haben wir nicht auch gelernt, dass „man seine Gefühle rauslassen soll“?
Hier habe ich ein Beispiel: Heute morgen saß ich schon früh am Computer, um zu arbeiten. Irgendwann wurde der Mann wach und hat gefragt, wann wir frühstücken wollen. Ich habe geantwortet, dass ich vorher noch was zu Ende machen möchte und nicht weiß, wie lange das dauert. Er könne ja schon mal anfangen. Er hat mich dann noch 3 oder 4 Mal gefragt. Beim dritten Mal fragen traten Empfindungen auf. Ich wurde sauer und reagierte genervt (verbal). Ich habe versucht bei den Empfindungen zu bleiben und zu schauen, was zur Reaktion führt. Aber außer den Empfindungen habe ich nichts gefunden. Trotzdem habe ich irgendwann genervt reagiert. Es hat eine ganze Weile gedauert, bis sich die Empfindungen aufgelöst haben.
Ich wünsche dir einen schönen Tag 🌞

Liebe Steffi, ich weiß, dass die Empfindungen nicht zur Reaktion führen, denn dann würden sie es ja immer tun. Und das Reagieren würde nie aufhören. Das tut es aber.
Ich habe gerade die gleiche Situation rund ums Arbeiten hier. 🙂 Eine schöne Herausforderung. 😃
Erinnere dich an die Situation, spüre die ersten Empfindungen und bleibe bei ihnen. Können die Empfindungen irgendetwas tun, z.B. eine Reaktion einleiten?
Taucht etwas auf, was von diesen Empfindungen zu vielleicht Gedanken über die Situation am Morgen führt, Ärger und Genervtsein?
Liebe Grüße, Christiane

18.02.2018

Liebe Christiane! Wir sind die letzte Zeit so viel unterwegs, da kann ich leider nicht so oft schreiben. Aber ich bin dran 🙂
Im Moment ist es so, dass kaum noch zwischendurch zum Handy gegriffen wird. Ist irgendwie uninteressant geworden. Irgendwelche Gedanken, die dorthin treiben, waren auch nicht da. Das kann aber auch daran liegen, dass gerade so viel anderes passiert (viel unterwegs, viele neue Eindrücke).
Auch ist es gerade so, dass das Gefühl von Ruhe da ist. Zu wissen, dass nicht auf alles mögliche reagiert werden muss und die Reaktionen tatsächlich ausbleiben (können) ist sehr angenehm. Wenn irgendwelche Empfindungen auftauchen, dann sind da immer auch gleich Gedanken, die sagen: Es gibt keinen Grund zur Reaktion! Bleib bei den Empfindungen und pass auf ob etwas auftaucht… haha… deine Stimme in meinen Gedanken 🙂 Empfindungen tauchen öfter am Tag auf und manchmal weiß ich gar nicht mal wieso.
Nein, Empfindungen können gar nichts machen. Sie leiten die Reaktion tatsächlich nicht ein. Sie erscheinen und vergehen wieder. Sie führen auch nirgends hin. Wenn ich einfach bei den Empfindungen bleibe, dann spüre ich sie und sie vergehen irgendwann wieder. In diesem Fall sind sie nicht mehr sehr stark. Am Anfang noch, also direkt in der Situation, weiß ich noch, dass versucht werden musste dem Zug zur Reaktion nicht nachzugeben, sondern einfach bei den Empfindungen zu bleiben. Das war nicht leicht. Hat auch nicht so ganz geklappt. Sind die Empfindungen schwächer, wie jetzt, wenn ich mich an die Situation nur noch erinnere, ist es leicht nicht zu reagieren.

19.02.2018

Liebe Steffi, ah, wunderbar! Diese Ruhe ist ein Vorgeschmack auf den Frieden, der unter allem liegt, wenn die darüber gelegten Interpretationen weggefallen sind.
Genieße diese Ruhe. ❤
Bei den Empfindungen zu bleiben und dem Zug zu reagieren nicht nachzugeben ist genau der Trick. Ich bin gern die Stimme in deinen Gedanken, die dich erinnert. 🙂
Lass so alle 2-3 Tage von dir hören wie es dir geht, wie stark du evtl. reagierst und wie lange es dauert, bis wieder Ruhe eingekehrt ist.
Habt eine wundervolle Fahrt!
Liebe Grüße, Christiane

Danke dir ❤️ Ich wünsche dir einen schönen Tag und bin schon sehr gespannt auf das was kommen wird 😃

02.03.2018

Liebe Christiane! Jetzt ist schon eine Woche um… Eigentlich weiß ich gar nicht, was ich berichten soll. Die Ruhe hält an. Und irgendwie fühlt es sich ausgeglichen an. Es ist schon eine fast unheimliche Ruhe 😉 Und auch ist es so, als – weiß gar nicht, wie das beschrieben werden kann, die meisten Worte passen nicht – es ist alles noch dasselbe, aber der Standpunkt, oder die Perspektive ist eine ganz neue. Ohne und mit nur wenig Reaktionen ist alles viel klarer. Es fällt viel leichter zu entscheiden, bzw. die Entscheidung zu sehen. Zu merken, was eigentlich wichtig ist und was nicht – und es ist gerade echt sehr viel nicht mehr wichtig. Die Reaktionen haben irgendwie abgelenkt. Die Kommunikation wird besser, weil auch auf das Gehörte nicht mehr so reagiert wird. Es ist jetzt erst seit einer Woche so und ich bin gespannt, ob das so bleibt. Es muss auch gar nicht viel dazu getan werden, es geht fast von alleine – nur manchmal nicht, wenn die Empfindungen sehr stark sind. Aber das ist gerade recht selten. Wünsche dir ein schönes Wochenende 💐

Liebe Steffi, das klingt ganz wundervoll! Ja, es wird alles immer einfacher, auf dem gesamten Weg durch die Fesseln ist es so, als ob wir immer wieder ein Stück Gepäck einfach zurücklassen und das Leben wird immer leichter.
Wir haben schon mit ein paar Leuten spekuliert, um wieviel länger wir wohl leben, wo wir so wenig Stress haben und alles so einfach ist. 😃
Und plötzlich geht es auch mit den anderen besser, weil dieses dauernde Ziehen und Zerren an dem, was gerade ist, abgeklungen ist.
Vielleicht tritt noch einmal etwas auf, was dich richtig reagieren lässt. Falls ja, kein Problem, das schauen wir dann einfach gemeinsam an.
Liebe Grüße aus dem bitterkalten Hamburg, wo die Alster schon fast zugefroren ist. ❤

Danke ❤️ Ich melde mich, wenn es etwas gibt… Bei uns auf den Peloponnes waren heute knapp 20 Grad, aber auch Nieselregen. Der Frühling ist schon da 🌷

Oh wie schön!

07.03.2018

Gestern ist es schon wieder passiert. Wir fahren so nichtsahnend durch die unbewohnte Gegend, da läuft uns ein Hund vors Auto.
Wir halten an. Es ist ein Welpe. Wahrscheinlich ein griechischer Herdenschutzhund. Wahrscheinlich gerade mal 2 Monate alt. Total abgemagert und alleine. Keine Menschen, keine anderen Hunde oder eine Herde in der Nähe.
Wir überlegen eine Weile hin und her (obwohl die Entscheidung natürlich längst gefallen ist). Wir nehmen sie mit. Es ist ein Mädchen. Wir baden sie, um zu sehen, ob sie Flöhe hat. Und auch, weil sie schmutzig ist. Sie ist total süß, logisch. Wir füttern sie und bringen sie nachts alle 2 Stunden vor die Tür. Und überlegen, was wir machen.
Wir finden heraus, als wir mit 2 Bekannten telefonieren, die sich hier im Tierschutz engagieren, dass es nicht leicht sein wird einen Herdenschutzhund zu vermitteln. Dass sie sogar ein reinrassiges Exemplar ist. Sie taugt allerdings weniger gut zum Familienhund. Trotzdem wollen wir sie mitnehmen und versuchen sie irgendwo unterzubringen. Das wird nicht leicht, wir zweifeln.
Dann kommt ein Schäfer mit einer großen Herde und mindestens 4 Hunden vorbei. Wir zeigen ihm den Welpen. Er freut sich und nimmt sie mit. Toll, denken wir. Doch kaum ist er mit dem Hund um die Ecke und wir im Auto auf der Straße an die Küste kommen Zweifel in die Gedanken.
Hat er gesehen, dass es ein Mädchen ist? Griechen behalten lieber die Rüden und „schmeißen die Mädchen weg“, denn die bekommen Welpen. Was macht der Schäfer jetzt mit ihr? Darf sie wirklich bei ihm leben und die Herde auf den täglichen Spaziergang begleiten? Oder sieht er spätestens zu Hause, dass sie ein Mädchen ist und… Lässt er sie am leben? Setzt er sie wieder aus? Gedankenkarussel. Puh.
Ich bleibe bei den Empfindungen. Der zugeschnürten Kehle, dem Druck in der Brust, den Tränen in den Augen und warte… auf eine Reaktion. Und natürlich auf etwas das auftaucht um die Empfindungen mit der Reaktion zu verbinden. Aber was ist die Reaktion? Irgendwie sind da nur Empfindungen. Sehr starke Empfindungen, die über Stunden anhalten. Und es zeigt sich nicht, was Empfindung und was Reaktion ist und ob es überhaupt eine Reaktion gibt. Da sind eigentlich nur Empfindungen. Oder nicht?

Liebe Steffi, ich schicke dir eine herzliche Umarmung! ❤
Was du gerade erlebst ist eine Reaktion auf das Gedankenkino, weniger eine Reaktion auf etwas, was tatsächlich geschieht.
In der Hinsicht sind unsere Gedanken wie Sinneserfahrungen. Den Gedanken folgen Empfindungen, die wiederum führen zu neuen Gedanken, denen folgen wieder Empfindungen…. bis es schließlich eine ganze Lawine wird.
Wenn diese Gedanken weiter da sind oder wiederkommen, erlaube sie und erlaube auch die Gefühle. Welche Körperempfindungen sind damit verbunden. Gib ihnen Raum, aber bleibe bei den Körperempfindungen.
Wenn du sie eine Zeitlang gefühlt hast, mache die Augen auf. Was ist grad zu sehen und zu hören? Was berührst du gerade, spüre es. Ist etwas zu riechen oder schmeckst du etwas?
Das sind die wirklichen Erfahrungen. Haben sie irgendetwas mit den Gedanken zu tun?
Liebe Grüße, Christiane

Vielen Dank, Christiane! Wow, ja da hat mich echt was überrollt. Nein, die wirklichen Erfahrungen haben überhaupt gar nichts mit den Gedanken und den folgenden Empfindungen zu tun. Das ist eher so eine Art Parallelwelt. Aber alles nur ausgedacht und trotzdem hat es so eine Wirkung. Irre. Das ganze hat noch eine ganze Weile angehalten und ist dann langsam abgeklungen. Jetzt sind die Gedanken hin und wieder noch bei dem kleinen Hund, aber es gibt kaum noch Empfindungen. Das ist so, wie bei den Gedanken an meine Oma, von denen ich dir schon mal berichtet habe. Oder auch wie mit den Gedanken, die mich zum Handy greifen lassen. Alles nur Gedanken, die gar nichts mit den wirklichen Erfahrungen zu tun haben.
Aber ein paar Sachen sind dabei noch nicht so ganz klar geworden. Es fühlt sich so an, als würde gerade mächtig aufgeräumt werden. Und vieles bekommt einen neuen Platz. Was ist aber mit diesen Empfindungen, die zum Beispiel Trauer oder Traurigkeit ausdrücken, wenn man sich an vergangene Situationen erinnert: Geht es dem Hund gut? Meine Oma ist gestorben und ich vermisse sie? Wie gehe ich damit am besten um? Es sind ja nur Gedanken an etwas, was längst vorbei ist. Es fühlt sich aber doch sehr wirklich an.

09.03.2018

Liebe Steffi, wie schön, dass du dich so schnell aus dieser Cyberwelt lösen konntest!
Wenn Gefühle auftauchen bei Gedanken an den Hund oder wenn du deine Oma vermisst, fühle sie. Gefühle sind keine Probleme, die gelöst werden müssen, sie wollen einfach nur gefühlt werden. Erlaube dir die Lücke zu spüren, die deine wunderbare Oma hinterlassen hat. Oder das bange Gefühl, wie es dem Hund wohl gehen mag.
Aber füttere die Gefühle nicht. Fühle sie, trage sie gern mit dir herum, lass geschehen, was geschieht, aber steige nicht ein und schreibe nicht das Drehbuch weiter. Es ist ein mehr passives Fühlen, ein sich entfalten und da-sein-lassen.
Es kommt dann immer der Zeitpunkt, an dem das Gefühl gewissermaßen für dieses Mal „ausgefühlt“ ist und du kannst dich wieder dem aktuellen Geschehen zuwenden. ❤

Vielen Dank

13.03.2018

Liebe Steffi, Ich muss leider voraussichtlich ab nächster Woche für 3-4 Wochen aussetzen. Bei mir wurde Gebärmutterkrebs gefunden. Morgen habe ich das Gespräch mit der Operateurin, dann bekomme ich auch den Termin gesagt. Ich fühle mich gut und kann einfach kein Problem dabei finden – es ist wunderbar und gleichzeitig ein bisschen merkwürdig. Liebe Grüße, Christiane

Liebe Christiane! Ui… Ich drücke dir die Daumen, dass alles gut verläuft.

Danke dir, Steffi! ❤ Ich glaube, die OP nimmt mich nicht so mit wie der dreistündige Shopping Trip, den ich grad hinter mir habe. 😁

Das wünsche ich dir ❤️😘

25.03.2018

Liebe Steffi, ich habe mich wegen der langen Wartezeit nochmal an ein anderes Krankenhaus gewendet und letzten Freitag dort einen Termin für den kommenden Dienstag zur Op bekommen. Ich plane am 19. April wieder zurück zu sein. Schreibe gern weiter in der Gruppe oder auch hier in der pm, ich fand immer, schon das Schreiben hilft mir klarer zu werden. Liebe Grüße, Christiane ❤

Liebe Christiane! Mit kommendem Dienstag meinst du morgen? Ui, ich drücke dir die Daumen, dass alles gut gehen wird.
Ja, schreiben hilft mir auch immer sehr. Da können sich die Gedanken noch mal ganz anders ausdrücken.
Übrigens bemerke ich, dass es Momente gibt, oft morgens, da treibe ich so auf einer Welle von Reaktionen dahin. Erst später am Tag klappt es, dass diese ausbleiben und diese angenehme Lücke entsteht. Woran das wohl liegt?
Ich wünsche dir alles Gute 💝

26.03.2018

Liebe Steffi,
danke dir für deine guten Wünschen. Wenn du auf einer Welle von Reaktionen treibst, ist das normal, diese Fessel braucht mindestens zwei und meistens noch mehr Anläufe, um endgültig durchschaut zu sein.
Es geht nicht darum, dass Reaktionen ausbleiben – das ist nur ein Nebeneffekt. Wir machen ja keine Verhaltenstherapie. 😃
Reaktionen zeigen, dass noch die Vorstellung vorhanden ist, etwas zu wollen oder nicht zu wollen, und deshalb wird reagiert.
Suche eine Situation aus, die dich besonders belastet. Stelle sie dir vor. Fühle die primären Empfindungen. Und dann warte, ob irgendetwas auftaucht, was dich in eine Reaktion zieht. Einfach sitzen und warten…. das ist alles. 🙂
Mit Dienstag habe ich morgen gemeint. Schreib unbedingt weiter, ich finde auch immer, dass es alles so gut klärt, wenn ich etwas aufschreibe.
Liebe Grüße und bis demnächst, Christiane ❤

sitzen und warten, das kann ich 😉 Alles Gute für morgen

😁

28.03.2018

Hallo Christiane! Wie geht’s dir? Ich hoffe, es ist alles gut gegangen
.. 🍀

Liebe Steffi, es ist alles gut gegangen, jetzt muss ich mich ’nur‘ noch erholen.

Sehr schön ❤️

19.04.2018

Hallo Christiane! Wie geht es dir? Hast du dich erholt? Wir wollten heute eigentlich mit der Fähre von Griechenland zurück nach Italien fahren. Doch die Seeleute streiken und jetzt heißt es warten.

Liebe Steffi, mir geht es schon ganz gut. Ich bin noch oft müde und schlafe regelmäßig mittags ausgiebig und meine Fitness ist noch nicht wieder da, aber das wird schon noch kommen. Am Wochenende ziehen wir endlich wieder in den Wohnwagen, aber wir werden wohl noch eine Weile nach Hamburg pendeln, weil meine Partnerin ein übles Problem mit ihrem Bein hat und nicht laufen kann und die Doktors finden einfach nicht raus, was es ist. Jetzt geht sie in eine Reha und hoffentlich wird es da besser.
Wie sieht es bei dir mit Reaktionen aus und mit den Gefühlen, die hochkommen?
Alles Liebe nach Griechenland, ich finde es immer toll, mit einem fahrbaren Zuhause sind Wartezeiten egal. 🙂
Liebe Grüße, Christiane

09.05.2018

Hallo liebe Christiane! Wie geht es dir? Hast du dich erholt? Jetzt ist es schon ewig her… ich hatte die letzten Wochen sowas wie Urlaub vom Internet. Ich denke, daran bist auch du nicht ganz unschuldig 🙂
Es gibt plötzlich so viele Dinge, die einfach nicht mehr wichtig sind. Nicht mehr so wie früher.
Ich hoffe deiner Partnerin geht es mittlerweile besser und ihr genießt das Leben draußen im Wohnwagen?
Wir sind mittlerweile wieder in Deutschland und den Mai über in Bremen. Es gibt so einiges zu erledigen.

Es hat sich in den letzten Wochen viel verändert. So habe ich oft den Eindruck, keine Vergangenheit mehr zu haben. Plötzlich kann ich mich an so vieles nicht mehr erinnern – jedenfalls nicht mehr als an einen Film, den ich letzte Woche gesehen habe. Das ist manchmal etwas skuril. Gedanken und Gefühle kommen und gehen tatsächlich einfach so, ohne dass sie groß etwas auslösen. Über etwas nachzudenken, wie zum Beipiel über das, was ich dir gerade schreibe, fällt daher aber auch sehr schwer. Vieles ist gar nicht mehr so greifbar, weil es gleich wieder verschwindet. Und da es auch nicht mehr wichtig ist an Gedanken festzuhalten, sind sie dann einfach wieder weg. So gelingen mir manchmal schon ganz normale Unterhaltungen nicht mehr. Gedanken und Gefühle lösen schon noch Reaktionen aus. Doch anders als vorher nur kurz. Und dann ist wieder gut. Das ewige Nachgrübeln darüber, was passierte, was ich hätte anders machen sollen, etc. gibt es kaum noch bis gar nicht mehr. Es wird aus Erfahrungen gelernt, aber so ganz anders, als immer gedacht. Jedenfalls nicht, indem angestrengt über etwas nachgedacht wird, sondern viel subtiler oder intuitiver. Ohne ein Ich das nachdenkt, werden neue Erfahrungen zu all den anderen Erfahrungen hinzugefügt und irgendwie und irgendwann entsteht daraus dann eine neue Entscheidung oder Sichtweise. So ist es ja wahrscheinlich schon immer gewesen, aber jetzt ist das ganz klar und alles anstrengungsloser. Wenn man mit jemandem zusammenlebt, der das allerdings noch nicht weiß und gerne über alles Erlebte nachgrübelt und erzählt… fühlt es sich manchmal … an (oh man mir fehlen in letzter Zeit auch oft die Worte) nicht mehr zu grübeln.
Letzte Woche ist der kleine Welpe Thea, die wir Anfan März in Griechenland bei uns aufgenommen haben, wieder ausgezogen. Wir haben eine tolle Familie für sie gefunden, obwohl Thea auch sehr gut zu uns gepasst hätte. Aber die Entscheidung Thea nicht zu behalten war ganz klar. Wir wären damit überfordert. Sie ist ein ganz toller Hund und der Abschied war schmerzhaft. Aber anders als damals bei Kali war der Abschiedsschmerz dieses Mal zwar heftig aber sehr kurz. Nachdem wir sie in ihrem neuen Zuhause zurückgelassen haben, habe ich bestimmt eine halbe Stunde lang geweint. Und dann war es okay. Gedanken an Thea gibt es immer mal wieder. Manchmal lösen sie Traurigkeit aus, manchmal Freude. Aber immer nur kurz und eigentlich kann ich mich auch an die Zeit mit Thea schon kaum noch „richtig“ erinnern. Sie war da, jetzt ist sie es nicht mehr. Dadurch, dass Gedanken und Gefühlen nicht mehr nachgehangen wird, wird meistens nur noch erlebt, was jetzt gerade ist. Alles es viel näher gerückt. Erinnern und planen sind aber gerade echt schwierig geworden –
Wünsche dir einen schönen Feiertag
Steffi

10.05.2018

Liebe Steffi,
schön von dir zu hören. 😃
Was du beschreibst, ist das, was übrig bleibt, wenn die Gedanken nicht mehr die Führung übernehmen, sondern die Intuition.
Und dann werden die Gedanken tatsächlich immer unwichtiger. Empfindest du auch, dass sie weniger werden?
75% unserer Gedanken haben sich um uns selbst gedreht, und wenn sie weniger werden, wird es insgesamt ruhiger.
Meine Partnerin ist auch nicht an diesen Dingen interessiert, und wir gehen dadurch sehr unterschiedlich an alles heran.
Wir haben lange darüber gesprochen, so dass wir beide auch die Freiheit haben einfach so zu sein wie wir sind. Ja, ich kann auch manchmal nicht mehr folgen und will es auch gar nicht. 🙂
Wir sind im Wohnwagen am Meer, leider hatte Astrid die letzten 5 Tage ziemliche Herzschmerzen, wollte aber partout nicht zum Arzt. Sie war vor über zwei Jahren mal so herzkrank, dass ich schon dachte sie stirbt.
Meine Erholung geht langsamer als gedacht, ich schlafe noch ganz viel und kann auch noch nicht wieder so richtig weit laufen, aber das wird schon noch kommen. Ich übe. 🏃🏃🏃
Wir stehen bei Heiligenhafen, direkt am Strand, solltet ihr je mal in die Gegend kommen, würde ich mich wahnsinnig freuen, dich zu treffen. ❤
Wenn du Lust hast, kannst du mal dieses eigenartige Phänomen von Erinnerung und Zukunftsplanung untersuchen.
Hier sind ein paar Anregungen dazu:
“Woraus” besteht das Gedächtnis?
Wann erscheint das Gedächtnis?
Welcher Unterschied besteht zwischen einem „allgemeinen“ Gedanken und einem „Erinnerungsgedanken“ ganz genau?
Woraus geht genau hervor, dass ein “Erinnerungsgedanke” sich auf etwas bezieht, was geschehen ist?
Schau dir dann einen Gedanken über die Zukunft an.
Woraus besteht der Zukunftsgedanke?
Woraus ist der ‘Zukunftsgedanke’ gemacht?
Wann erscheint der Zukunftsgedanke?
Woraus besteht der Unterschied zwischen einem “allgemeinen Gedanken” und einem “Zukunftsgedanken” genau?
Woraus ist genau zu entnehmen, dass der „Zukunftsgedanke“ sich auf etwas bezieht, was geschehen wird?
Jetzt wollen wir einen Gedanken an die Vergangenheit mit einem Gedanken an die Zukunft vergleichen.
Worin besteht der Unterschied zwischen den Gedanken über die Vergangenheit und Zukunft genau? Wenn es einen Unterschied gibt, woran wird dieser Unterschied erkannt?
Sieh dir an, was tatsächlich geschieht und nicht, was Gedanken erzählen.
Liebe Grüße, Christiane

17.05.2018

Liebe Christiane! Wir werden eine Weile in Bremen sein. Und dann weiter in Richtung Brandenburg ziehen. Danke für die Einladung. Über ein Treffen würde ich mich ebenfalls sehr freuen. Mal sehen, wann es uns in den Norden verschlägt. Vielen Dank auch für die neue Aufgabe. Habe reichlich damit zu tun 🙂 Es ist noch nicht klar, ob die Gedanken wirklich weniger werden, oder ob sie einfach nur leiser geworden sind. Was das Gedächtnis ist, weiß ich noch nicht so recht. Einen Unterschied zwischen allgemeinen Gedanken, zukunftsgedanken und Erinnerungsgedanken konnte ich auch noch nicht finden. Aber ich bin dran. Merke, dass sich auch das Nachdenken irgendwie verändert. Oder die Wahrnehmung davon. Es fällt mir schwer, gezielt über etwas bestimmtes nachzudenken. Das geht im Moment eher alles so… unbewusst?
Wünsche dir weiterhin gute Erholung. Bei dem schönen Wetter geht das doch ganz gut, oder?
Sende dir eine Umarmung und Sonne 🙂

18.05.2018

Liebe Steffi, irgendwann werden wir uns bestimmt mal sehen. Habt ihr im LKW die Bandbreite für Videotelefonate? Dann könnten wir uns auch mal cyber-treffen. =D
Wir sind leider grad nicht an der Ostsee, Astrid hatte so starke Herzschmerzen, dass wir doch nach Hamburg gefahren sind. Die medizinische Versorgung in der Ecke von Schleswig-Holstein ist unterirdisch.
Auf dem Weg durch die Fesseln verlieren die Gedanken ihre Führungsrolle. Sie bestimmen nicht mehr, wo es langgeht, es ist eher ein intuitives Wissen, das spontan da ist. Übrigens haben die Gedanken es eigentlich noch nie bestimmt. Aber ihre Kommentare waren so geschickt, dass es nicht zu merken war. 😛
Es wird im Laufe der Zeit ganz normal werden.
„Einen Unterschied zwischen allgemeinen Gedanken, zukunftsgedanken und Erinnerungsgedanken konnte ich auch noch nicht finden. „
Super, es gibt auch keinen.
„Was das Gedächtnis ist, weiß ich noch nicht so recht“.
Gibt es „das Gedächtnis“, kann es erlebt werden?
Liebe Grüße und viel Spaß in Bremen!
Christiane

Hallo Christiane! Gute Besserung für deine Freundin. Ich drücke euch die Daumen, dass es ihr bald wieder gut geht. Ok, das mit den Gedanken habe ich mir schon gedacht. Gedanken an die Vergangenheit und die Zukunft sind auch nur Gedanken. Ob das Gedächtnis erlebt werden kann – wahrscheinlich nicht… aber das schaue ich mir noch genauer an. Manchmal ist das alles so klar und gleichzeitig so verwirrend. Alles was ich dachte zu wissen ist gar nicht so, sondern ganz anders. Was bedeutet es für die Vergangenheit und für Jetzt, wenn sie eigentlich nur aus Gedanken besteht und Gedanken nur Geschichten sind? Die Gedanken die darüber nachdenken denken manchmal, dass das alles sie aus der Bahn wirft. Der Kopf fühlt sich dann so leer und schwindelig an. Und doch ist es doch so klar und schon immer so gewesen.
Wünsche dir ein schönes Wochenende

Liebe Steffi,
dieses Gefühl, das alles so verwirrend ist und der Kopf leer und schwindelig ist, ist nur solange da, wie die frühere Art zu erleben mit der jetzigen verglichen wird.
Es ist eigentlich tatsächlich ganz klar und ist auch schon immer so gewesen. Wir haben einfach eine Menge hineingelesen.
Vielleicht bekommst du mit, wenn die Vergleiche mit früher ablaufen. Beobachte mal, was da geschieht.
Und lass mich wissen, was du über das Gedächtnis herausfindest.
Liebe Grüße nach Bremen, =D
Christiane

11.06.2018

Hallo Christiane! In den letzten Wochen hat mich die Hitze einfach umgehauen und ich konnte nicht viel zustande bringen. Nirgends. Wie ist es dir ergangen. Jetzt wird es hoffentlich wieder etwas kühler.
Thema Gedächtnis: Bisher habe ich nicht viel herausgefunden. Außer, dass ich in letzter Zeit sehr oft vergesse. Verabredungen, Termine, das ich für jemanden was machen wollte, E-Mails oder Chats beantworten, gestern sogar den Geburtstag meines Mannes. Ich vergesse, welcher Wochentag gerade ist und was ich als nächstes machen wollte. Echt schlimm und passt gar nicht zu mir. Eigentlich bin ich immer sehr zuverlässig gewesen. 🙂

Liebe Steffi,
hier oben an der Ostsee war es auch richtig heiß, aber wir hatten fast immer einen frischen Ostwind, dadurch war es gut erträglich. ch glaube du hast die Aufwachdemenz. 🙂
Das geht fast allen Erwachenden so. Mein bester Freund ist mein Handy, ich habe mir in der Zeit den Wecker für alle Termine gestellt, rechtzeitig, damit ich es auch schaffe. =D
Inzwischen kann ich wieder ganz normal mit meinem Terminkalender arbeiten. Mir entfällt immer noch manches, aber ich bin richtig gut mit dem Aufschreiben geworden.
Beim Erwachen wechseln wir in die nichtsymbolische Erfahrung, d.h. es wird nicht mehr alles „verwörtert“ und Gedanken und damit Erinnerung spielen kaum noch eine Rolle.
Es ist ein Lernprozess mit dieser neuen Art zu leben in der „normalen“ Welt weiter die Termine zu erinnern. Am Anfang habe ich sogar nachts davon geträumt, dass ich jemandem nicht geantwortet habe und ich konnte mich auch gar nicht erinnern, wo wir eigentlich gechattet haben im Traum.
Meiner Erfahrung nach findest du auf einer anderen Ebene zu der Zuverlässigkeit zurück, auch wenn es vielleicht etwas dauert – und wenn du es willst.
Wie fühlst du dich, wenn du so viel vergisst, kriegst du Angst? Versuchst du irgendwie doch an alles zu denken?
Liebe Grüße, Christiane

12.06.2018

Haha… Aufwachdemenz ist gut… Angst bekomme ich nicht. Es ist nur so merkwürdig, weil es so ungewöhnlich ist. Und manchmal ist es mir auch unangenehm. Bei Kunden machts keinen guten Eindruck. Mein Mann vergisst meinen Geburtstag auch schon mal, das war also nicht sooooo schlimm. Aber in dieser Welt zu sein und nicht mehr in der Lage zu sein zu erinnern und Pläne zu machen, Dinge in denen ich sonst ganz gut war, machts gerade schwierig. Ich werde mit also Krücken zulegen und die Erinnerung Funktion des Kalenders nutzen und viel mehr da rein schreiben….
Seltsam ist, dass ich mich kaum noch erinnern kann, was ich gestern, oder gar letzte Woche gemacht habe. Sollte ich auch täglich Tagebuch führen? Oder ist das alles eh nicht wichtig? Überhaupt empfinde ich kann noch etwas als wichtig. Was dazu führt, dass ich vieles nicht mehr mache. Jegliche Struktur scheint irgendwie verloren zu gehen. Das müsste mir vielleicht Angst machen. Wenn es ein Ich gäbe, würde es denken, dass es sich auflöst und in Panik sein. Aber da ist ja gar kein Ich. Es war schön immer aufgelöst. Daher fühlt sich dieses Strukturlose ganz normal an. Nur das Vergleichen, wie du oben schreibst, mit einem Sein, wo es vermeintlich eine Struktur gab, das fühlt sich ungut an.

13.06.2018

Liebe Steffi,
während dieser Aufwachdemenz hilft wirklich nur eine gute Alarmfunktion und ein Kalender, der dich erinnert.
Die Gedanken sind jetzt nicht mehr die Befehlsgeber, das Leben wird mehr intuitiv geführt.
Inzwischen habe ich ein sehr brauchbares System entwickelt (Ich arbeite mit einem Papierkalender). Spiel einfach so lange, bis es für dich passt.
Hast du von der Forschung gehört, die Dr. Jeffery Martin mit Erwachten gemacht hat? Sie hatten alle Zettelchen an bestimmten Stellen mit Dingen, die sie nicht vergessen durften. Manche auf dem Klo – dort konnten sie die Zettel auf keinen Fall übersehen. =D
Dadurch, dass es so klar ist, dass Gedanken einfach eine Geschichte erzählen, haben sie ihre Wichtigkeit verloren und viele Dinge erscheinen nicht mehr spontan.
Wenn du magst, schreibe Tagebuch. Ich habe vor über einem Jahr damit angefangen, schreibe aber nicht regelmäßig, sondern nur, wenn etwas Wichtiges geschieht, was ich später noch wissen möchte und das auch nur in Stichworten. Ich bin nicht so die Tagebuchschreiberin.
Aber ich trage mich mit dem Gedanken, ein Buch zu schreiben, und dann brauche ich die Notizen.
Es ist nichts wirklich wichtig. Naja, vielleicht, dass Essen im Haus ist bzw. Wohnwagen/Wohnmobil.
Ich finde es beeindruckend, dass du diese „unbenannte und unbemannte“ Erfahrung so gut geschehen lassen kannst!
Hast du eigentlich manchmal den Eindruck, dass sich etwas an den Grenzen zwischen dir und allem anderen oder zwischen den Dingen selbst verändert?
Wie sieht es mit Reaktionen aus?
Liebe Grüße, Christiane

30.07.2018

Hallo Christiane! Jetzt habe ich schon wieder ewig nicht geschrieben. Es ist so viel los in letzter Zeit. Und es ist so heiß. Aber ich glaube auch, dass eine Pause nötig war. Manchmal fühlt es sich an, als hätte sich gar nichts verändert, so als würde ich mir ein Durchschauen nur vorgaukeln. Dann schaue ich und Suche ein Ich, so wie wir es gemacht haben und ich kann es nicht finden. Dann ist alles wieder ganz klar. Und doch ist da immer noch so ein Gefühl von Ich. Genauso ist es mit den Reaktionen. Oft bemerke ich sie erst, wenn sie schon da sind. Dann gehen die Gedanken nochmal zurück… Woher kommt die Reaktion? Welche Situation hat sie ausgelöst? Oft folgen Reaktionen auf Situationen, in denen ich mich nicht gut fühle und möchte, dass es mir besser geht. Wenn so ein Unbehagen aufsteigt. Das weg gehen soll. Dann versuche ich das Unbehagen erneut so spüren und warte ob etwas kommt und natürlich ist da nichts und während das Unbehagen gespürt wird löst es sich auf. Meistens kommt es aber zu Reaktionen, denen dann auf den Grund gegangen werden kann. Selten bleiben sie gleich aus. Doch ich denke, dass muss noch etwas „reifen“…
Es gibt immer mehr Momente in denen ich einfach nur so da bin und sehe, höre, fühle… Und dann ist da manchmal so ein ganz seltsames Gefühl. Ähnlich wie in der Körperubung, die wir mal gemacht haben. Als wäre da nur ein körperloses Wesen und eine Welt ohne Dinge. Dann kribbelt es überall und ich zucke zusammen und es ist wieder vorbei das Gefühl.
Liebe Grüße aus Brandenburg

Liebe Steffi,
ich habe viel an dich gedacht die letzten Tage und die Frage, wo geht ihr in den Schatten??? Es ist ja sooo heiß. Wir tauchen immer wieder in der Ostsee unter, um uns abzukühlen.
Es ist auf jeden Fall gut, ab und zu eine Pause einzulegen. Die Updates wollen alle entpackt und integriert werden, und das dauert seine Zeit.
Wenn du auch jetzt immer mal wieder reagierst, ist das normal, diese beiden Fesseln sind echt zäh. Das Gefühl von ich wird noch bis zur 8. Fessel vorhanden sein.
Kannst du dir vorstellen, dass DU denkst, schreibst und mit Hund und Katze spazieren gehst?
„Oft folgen Reaktionen auf Situationen, in denen ich mich nicht gut fühle und möchte, dass es mir besser geht. Wenn so ein Unbehagen aufsteigt. Das weg gehen soll.“
Genau. Wir haben einen Wohlfühl-Radar, der die ganze Zeit ununterbrochen scannt, wie du dich fühlst und wie du dich besser fühlen könntest.
Das beruht auf der Annahme, dass wir uns immer gut fühlen könnten, und genau diese Annahme ist der Grund, warum wir eigentlich gefesselt sind.
Liest du Englisch? Ich habe einen kleinen Artikel über den Trojaner geschrieben, mit dem unser System befallen ist, dem Trojaner „Wannabehappy“.
Ich hänge ihn dir an.
Welche Empfindungen spürst du, wenn du den Satz sagst,
„So etwas wie sich immer gut fühlen gibt es nicht“?
Was setzt die Suche danach in Gang?
Liebe Grüße, Christiane

Im Moment sitze ich unter einem Baum und der Wind kommt ab und zu vorbei. Manchmal haben wir auch einen See. Heute leider nicht. gestern war es sehr angenehm auf der Dachterasse unterm Baum zu sitzen. Aber eine große Erholung ist das alles gerade nicht. Im Wohnmobil kann man es tagsüber gar nicht aushalten. Nachts schlafen wir draußen. Also auf dem Dach. Das ist schön. Mit all den Nachtsgeräuschen.
Ha, eine gute Frage, ob ich mir vorstellen kann, dass ICH denke, schreibe und mit Hund und Katze spazieren gehe. Während ich es mache habe ich nicht das Gefühl, dass ICH etwas mache. Später in den Gedanken, da war ICH es. Und da ist dann das Gefühl von Ich, das sich sehr echt anfühlt.
Der Satz löst keine Empfindungen aus. Da ist Zustimmung, so ganz neutral. Man fühlt sich nicht immer gut und dass muss man auch nicht. Auch ungute Gefühle oder unwohl sein verschwinden wieder, ganz von alleine. Zwischen dem Unwohlsein und der Reaktion, die vielleicht dazu führen soll, dass es wieder besser geht – ist nichts. Diesen Trojaner gibt es nicht. Und doch tauchen Reaktionen immer wieder auf. Dabei gibt es für sie keinen Grund und sie sind unnötig. Anscheinend kennen nur die Reaktionen diesen Trojaner. 😊

Nachts draussen schlafen, wie schön!
Steffi, wenn dieser Gefühl von ICH auftaucht, erforsche es. Jetzt ist dein Anfängergeist gefragt. 😃 Auch wenn du die Antwort weißt, schaue frisch nach.
Erlaube dem Ich-Gefühl dazusein.
Welche Empfindungen sind mit dem Ich-Gefühl verbunden?
Wo sind sie?
Worin ist die Information enthalten, dass DU das bist?
Um den Trojaner kümmern wir uns anschliessend. Solange noch Reaktionen auftreten, steckt er noch im System.☺
Liebe Grüsse, Christiane
P.S. Ich bin gar nicht auf dein Erleben als körüerloses Wegen in einer Welt ohne Dinge eingegangen. So erlebe ich mich immer, das ist, was wir wirklich (nicht) sind. ❤

okay, das mache ich und melde mich die Tage wieder. Danke dir 😚

Gerne! 😃

31.07.2018

Liebe Christiane! Ich glaube, dass da doch Angst ist. Sie verhindert irgendwie, dass das Ich so ganz aufgegeben werden kann. Wie kann ich in einer Welt voller Ichs ohne Ich sein? Es ist klar, dass es auch die anderen Ichs nicht gibt. Aber alle anderen glauben ja an ein Ich. Es ist schon jetzt schwierig geworden mit anderen zu sprechen sobald es mehr wird als das Thema Wetter. Wenn man im Gehörten nur noch das Gehörte hört und auch „nur noch“ das Gesagte sagt, versteht einen niemand mehr. Die Menschen sind so voller Interpretation und Deutung. Wenn ich dann da sitze und meine Hand ansehe und wieder und wieder erfahre, dass es nicht meine Hand ist, sind da Gedanken, die erzählen ich wäre ja sehr naiv und ziemlich bescheuert. Und da ist dann das Gefühl von Ich. Und dieses Ich ist kein Substantiv mehr und auch kein Verb. Nichts das wirklich vorhanden ist. Nichts das etwas tut.
Ich ist eher ein Adjektiv. Etwas, das etwas ist. Eine Eigenschaft. Oder vielleicht auch ein Charakter. Und da ist die Angst dran mit dem Gefühl von Ich alle Eigenschaften zu verlieren. Was wird mit all den Gefühlen passieren? Mit Freude, Traurigkeit, Liebe und Schmerz? Da ist kein Ich, dass diese Gefühle oder Empfindungen macht. Kein Ich, dass sie kontrolliert. Sie kommen und gehen. Wie Gedanken. Und doch scheinen sie mehr mit dem Ich Konzept verknüpft zu sein als die Gedanken oder der Körper.
Mein Erleben als körperlose Wesen ist immer nur so kurz, dass es nur eine vage Ahnung davon gibt. Unvorstellbar bisher in diesem Erleben ein ganz „normales Leben zu leben“.

01.08.2018

Liebe Steffi,
ich glaube, dir ist eigentlich klar, dass es kein Ich gibt, aber du klammerst dich wegen der Angst an der Vorstellung vom Ich fest. ♥
Ja, alle anderen glauben an ein Ich. Das macht aber nichts. Ich habe weiterhin ganz normalen Kontakt zu Leuten, spreche auch über dies oder jenes und weiß eben dabei die ganze Zeit, dass das alles eigentlich substanzlos ist.
Trotzdem spiele ich mit und manche Sachen machen mir auch Spaß. Ich bin nicht so der Small Talk Typ und sowieso eher introvertiert, insofern rede ich eh nicht ununterbrochen mit Leuten.
Übrigens, niemand kann dir ansehen, dass du die Ich-Illusion durchschaut hast und schon tiefer blickst. Du brauchst keine Tarnung anzulegen. Sei einfach so wie es gerade kommt – das ist vollkommen in Ordnung.
Über unser Erleben können wir nur mit Menschen reden, die es auch kennen oder sich zumindest dafür interessieren. Überraschenderweise habe ich hier eine Camping-Nachbarin, die das total spannend findet.
Aber meistens rede ich nur online darüber. Die Online-Gemeinschaft bedeutet mir sehr viel und ich freue mich auch immer, wenn ich jemanden im wirklichen Leben treffe.
Hast du die Möglichkeit zu skypen oder dass wir uns mal auf Zoom treffen? Ich habe einen Meeting room auf zoom.
Die Gefühle werden weiter vorhanden sein. Überhaupt wird alles weiter vorhanden sein, es hat ja noch nie ein Ich gegeben. Es war einfach eine irrige Annahme.
Es ist genauso wie zu erkennen, dass es keinen Weihnachtsmann gibt. Fehlt etwas wesentliches? Ändert sich das ganze Leben? Konntest du dich nie mehr über Geschenke freuen?
So ist das mit dem Ich auch. Was wegfällt, war einfach eine irrige Annahme.
Liebe Grüße, Christiane

04.08.2018

Liebe Christiane!
Ja, ich habe einen Skype Account. Wir können also gerne mal skypen. Heute habe ich bemerkt, dass es vielleicht gar nicht Angst ist, sondern dass sich der Verstand an die Vorstellung von einem Ich klammert. Immer wieder wird darüber nachgedacht, was denn nun mit den ganzen Konzepten ist, die so lange erarbeitet wurden, all die Vorstellungen vom Leben und wie es sein sollte… das alles ist jetzt hinfällig und der Verstand versucht die ganze Zeit zu verstehen und die Erfahrungen mit den alten Konzepten in Einklang zu bringen, was ja nicht so recht geht. Er hinkt der Erfahrung hinterher. Und ich merke, wie sich die Gedanken immer wieder darum drehen, dass er versucht sich irgendwie anzupassen. Wobei ja die Frage ist, ob es den Verstand überhaupt gibt. Aber es sind Gedanken da, die sich damit beschäftigen Konzepte und Überzeugungen und so was hervorzukramen und mit den neuen Erfahrungen abzugleichen und verstehen wollen, bzw. gerade damit beschäftigt sind auszumisten. Es ist ganz klar, dass es kein Ich gibt und es werden auch keine Ich Erfahrungen mehr gemacht. Aber die Gedanken hinken dem noch hinterher. Weiß nicht, wie ich das sonst beschreiben soll… Da sind ja so viele Konzepte vom Leben, die man sich selbst beigebracht hat und nichts davon ist mehr stimmig. Und so ist manches noch nicht klar. So rein vom verstehen her. Du schreibst ja auch, du hättest an manchen Dingen Spaß, du wärst eher introvertiert, etc. Das heißt ja, dass all die Eigenschaften nicht plötzlich verschwinden. Ja, sie sind auch bei mir noch da. Sie sind also nicht mit dem Ich verknüpft, das es nicht mehr gibt? Die Erfahrung sagt Nein, verstanden wurde es aber noch nicht.
Es fällt außerdem auf, dass sich ganz unbemerkt in letzter Zeit etwas verändert hat. Ich esse kaum noch Süßigkeiten. Ich reagiere viel entspannter auf Kritik oder Stress. In letzter Zeit bringt mich kaum noch etwas aus der Ruhe. Ich rege mich viel weniger auf.
Wünsche dir ein schönes Wochenende.. Wir sind am Jessener Badesee und springen immer mal wieder ins lauwarme Wasser.

Liebe Steffi,
die Gedanken (die wir den Verstand nennen), können Erfahrung nicht erfassen, sie können sie nur benennen. Sie erleben ja nichts. Wir haben alle Worte gelernt, und jetzt sind keine Worte für diese neue Erfahrungswert da, in der du dich jetzt bewegst.
Wir alle haben eine Persönlichkeit, die sich im Laufe der Zeit entwickelt hat, mit Vorlieben und Abneigungen, und diese Persönlichkeit bleibt bestehen. Vielleicht verändert sie sich etwas, aber die wesentlichen Persönlichkeitszüge und Vorlieben bleiben.
Sie hängen nicht an der Vorstellung des Ichs.
Wir haben über 20 Leute in der Gruppe jenseits der Fesseln und sie sind alle unterschiedlich.
Wollen wir einen Zeitpunkt ausmachen, an dem wir uns online treffen? Ich bin nächste Woche in Hamburg, das passt ganz gut, denn mit den vielen Urlaubern hier ist die Geschwindigkeit des Internets grad echt problematisch für Gespräche.
Wie wäre es Mittwoch um 14 Uhr? Ich würde zoom vorschlagen, die sind stabiler als Skype, ich habe dort einen Account und schicke dir den Link. Wenn du auf ihn klickst, wird sich zoom herunterladen und dann kannst du das Gespräch betreten.
Liebe Grüße, Christiane

Ja, schicke mir den Link… Mittwoch ist okay. Aber Abends wäre es mir lieber.. Wir sind ja unterwegs und Abends kann ich sicher sein, dass wir irgendwo angekommen sind.. Danke dir

Ah, klar, ich wusste nicht, dass ihr reist. Sagen wir, 18 Uhr?
Liebe Grüße, Christiane

Wir reisen ja irgendwie immer.. ja, 18 Uhr ist gut. Bis dann

Super, das passt mir auch. Dann sehen wir uns am 8.8. um 18 Uhr – fast Schnapszahl. =D

Danke für den Link. Habe die App gerade installiert. Bis Mittwoch dann 😃


Buddha erklärte, dass es 10 Annahmen oder 10 Fesseln gibt, die dem Erwachen im Weg stehen. Wenn du wissen möchtest, welche das sind, lies hier weiter: Durch die 10 Fesseln zum Erwachen.