Anfang

Christiane habe ich 2014 kennengelernt. Wir haben beide den gleichen Onlinekurs belegt. Im Forum und der Facebookgruppe des Kurses haben wir uns übers Bloggen ausgetauscht. Christiane startete da gerade ihren Blog Unterwegs mit Buddha.

Ich kann mich noch an ihre Umfrage unter den Kursteilnehmern über den Name ihres Blogs erinnern. Aber wir haben noch eine weitere Gemeinsamkeit: Wir mögen beide das nomadische Leben! Ich lebe im Wohnmobil und Christiane in den Sommermonaten im Wohnwagen. Da gab es immer Gesprächsstoff.

Am 08. Dezember 2016, 2 Jahre später, der Kurs war längst vorbei, waren wir immer noch in Kontakt. An diesem Tag wurde ich Mitglied in Christianes Facebook Gruppe „In diesem Leben erwachen“ und meine Begleitung durch die 10 Fesseln startete. Zuvor hatte Christiane Liberation Unleashed entdeckt die Ich-Illusion durchschaut.

Da war ich gerade in Portugal unterwegs, wo wir den Winter verbrachten. Mit unserer Hundin Lucy wanderte ich am Ufer eines Stausees entlang und beschäftigte mich mit der ersten Frage. 

Mit dem Buddhismus bin ich schon früh in Kontakt gekommen. Mir war diese Religion immer am nächsten, obwohl ich auf eine katholische Schule gegangen bin. Ich habe viele Bücher gelesen und war eine zeitlang in einem Buddhistischen Zentrum. Dort wurde regelmäßig meditiert. Aber so richtig habe ich nie den Zugang gefunden. Auch habe ich mehrere Jahre Yoga in einer Yogaschule geübt. Meine Lehrerin war Anhängerin des Tibetischen Buddhismus. So dass ich auch dort in Kontakt kam mit der Lehre Buddhas und mit Meditation.

Über die 10 Daseinsfesseln habe ich allerdings weder im Buddhistischen Zentrum noch in einem der vielen Bücher je etwas erfahren.

Das Interessante an der Begleitung ist, dass Christiane mich nichts lehrte. Sie stellte Fragen. 

Und diese Fragen hatten es in sich. Am Anfang war es so, dass ich die Fragen zu beantworten versuchte, indem ich darüber nachdachte. So wie ich es gewohnt war. So wie alle es wahrscheinlich machen. Aber diese Art von Fragen waren mit nachdenken nicht zu beantworten. Ich musste hinsehen und hinspüren. Und das war am Anfang gar nicht so leicht. Ich war es so gewohnt nachzudenken, dass diese eigentlich so direkte und einfache Art etwas herauszufinden, mir irgendwie fremd war.

Ich verbrachte einen schönen Wintern in Portugal und einen Sommer in Brandenburg. Und Christiane machte eine krankheitsbedingte Pause, so dass meine Untersuchung der Ich-Illusion erst im Juni 2016 weiterging. 

Dabei machte ich ein paar überraschende Entdeckungen. Sehr eindrucksvoll fand ich zum Beispiel diese Übung:

Halte eine Hand mit der Handfläche nach oben vor dich. Dann drehe die Handfläche nach unten – und wieder zurück. Mache das weiter und pass auf wie ein Adler: Gibt es irgendwen oder irgendetwas, das den Befehl zum Handumdrehen gibt und bewirkt, dass es geschieht, etwas, was die Bewegung kontrolliert?

Die Ich Illusion durchschaut habe ich dann im Oktober 2017. Da waren wir mit dem Wohnmobil in Griechenland. Es war an einem wunderschönen Strand in einer kleiner Bucht. Ich lief mit kurzen Hosen durch das flache Meerwasser und machte eine Übung:  Immer wenn du etwas siehst, denkst du: Farbe-Bild. Wenn du etwas hörst: Geräusch. Wenn du etwas berührst: Berührung (Druck vom Sitz z. B.). Wenn du etwas riechst oder schmeckst: Geruch, Geschmack. Wenn du etwas denkst: Gedanke.

Und da passierte es. Ich sah plötzlich ganz klar, was ich eigentlich bin. Ein körperloses Wesen in einer Welt ohne Dinge! So habe ich das damals beschrieben.

Hier der Wortlaut meiner Erfahrung:

Ich habe die Übung gemacht. Am besten ging es draußen am, bzw. im Meer. Schwer zu beschreiben, was passierte. Ich versuche es mal. Nach einer Weile wurde es irgendwie ruhig. Die Gedanken kamen zur Ruhe und wurden immer weniger. Die Gedanken setzen wohl durch das ständige Benennen und Bewerten alles was erlebt wird in einen Kontext. Und der war irgendwann einfach weg. Es war wie eine Ewigkeit, aber wahrscheinlich nur für ein paar Minuten, da gab es keinen Ort mehr und keine Zeit. Da war nur noch Geräusch da und Farben… Und wie in der Körperübung, gab es auch den Körper nicht. Jetzt auch mit offenen Augen. Es war wie eine andere Welt. In der alles weg war, aber auch nichts fehlte. Es war nur kurz. Irgendein Ereignis hat es beendet.

Auch schon vorher gab es immer wieder Momente, die mir für einen kurzen Augenblick zeigten, dass da kein Ich ist. 

Ich suchte das Ich in meinem Körper. Überall. Auch hinter den Ohren. Und als ich es nicht finden konnte, gab es einen kurzen Moment größter Panik. 

Kennst du das, wenn du vor der verschlossenen Haustür stehst und deinen Schlüssel nicht finden kannst? 

So war einer der Momente, als klar war, dass ich auch das Ich nicht finden kann. 

Aber es hat mehrere dieser Momente und diesen Tag am Strand gebraucht, bis die Illusion ein Ich zu sein oder zu haben dauerhaft wegfiel. 

Schwierig war, dass sich das Denken immer wieder eingeschaltet hat. Die Gedanken, die sich alles zu erklären versuchen, konnten es einfach nicht glauben. Hinterfragten das Erlebte und suchten nach Erklärungen. Sie waren noch nicht restlos überzeugt und es ist echt schwer, aus dem Denken rauszukommen. 

Aber für das Durchschauen der 10 Fesseln muss man das Denken und die Gedanken hintersichlassen und sich auf sein Erleben verlassen. Auf die 5 Sinne. Sehen, Hören, Fühlen, Riechen, Schmecken. Denn alles, was in den Gedanken ist, gibt es nicht in echt. Und so ist es eben auch mit dem Ich. 

Interessante ist, dass nach dem Durschauen der Ich-Illusion eigentlich alles war wie immer. Es gab einen Perspektivwechsel, ja. Aber was wirklich geschehen war, war ja nicht, dass das Ich plötzlich weg war. Sondern dass ich herausfand, dass es das Ich nie gegeben hatte. Was sollte sich also ändern? 

Man kann nichts verlieren, was man nie hatte. Es war eine Täuschung. Und die war nun weg. 

Das Leben wurde dadurch aber ruhiger und leichter. Viele Gedanken drehen sich um das Ich. Was man so mag oder nicht mag. Wovor man Angst hat. Was einen belastet, entthäuscht, freut. Worüber man sich so ärgert, usw. Und diese Gedanken wurde nach und nach immer weniger. 

Und es gab noch weitere Nebenwirkungen. Mit der Ich-Illusion verschwanden nach und nach auch Vergangenheit und Zukunft. Erinnern und Planen wurden schwieriger. 

Die Gedanken treiben mich nicht mehr hin und her. Sie sind noch da ja, aber sie spielen keine Rolle mehr. Die ganze Nachdenkerei wurde immer sinnloser. Entscheidungen waren plötzlich einfach da. 

Es ist immer da. Man sieht es oft nur nicht. Auch hier hat mich das genaue Hinsehen hin geführt. Immer wenn ein Gedanke geht und bevor ein neuer Gedanke kommt, kann es gesehen werden. Wie eine automatische Schiebetür, die auf und zu geht. Und wenn sie auf ist, sieht man was dahinter ist. Oder spürt es vielmehr. 

Oft ist es nur ein ganz kurzer Moment. Dann kommt ein neuer Gedanke und weg. So ist es manchmal kaum oder gar nicht zu spüren. Manchmal aber, dauert der Moment etwas länger. Und dann ist es tatsächlich so, dass da nur noch sehen, hören, spüren, riechen und schmecken ist. Kein Ort und auch keine Zeit. Sogar der Begriff Jetzt trifft es eigentlich nicht, kommt dem aber am nächsten. Der nächste Gedanke und man ist wieder an einem Ort, zu einer bestimmten Zeit. Ohne Gedanken gibt es das alles tatsächlich nicht. Kein Eben, kein Gleich. Kein Gut oder Schlecht. 

So ging ich durch das Torlose Tor und die Reise durch die Fesseln nahm ihren Anfang. Es sollte noch bis zum Winter 2019 dauern. Aber Zeit spielte eigentlich keine Rolle mehr. 

Dieser Weg durch die Fesseln hat sich einfach entfaltet. Mit Christianes Hilfe konnte ich ihm folgen. Ohne sie hätte es wahrscheinlich auch geklappt, aber es hätte wohl sehr viel länger gedauert. Es war eine unfassbar spannende Zeit. Ich war neugierig. Und es war unglaublich, was ich alles entdeckt habe. 

Die ganze Welt ist in sich zusammengefallen und hat sich dann neu aufgebaut. 

Es hat sich alles verändert, aber eigentlich auch nichts. Was all das bedeutet, weiß ich immer noch nicht. Aber diese Fragen stellen sich auch gar nicht mehr. 

Es geht gar nicht darum Antworten zu finden. Es geht vielmehr darum den Sucher zu finden. Denn hat man den Sucher gefunden, ist die Suche vorbei. Und alle Fragen sind verschwunden. 

Für jemanden der diese Untersuchungen selbst nicht gemacht hat, mag das alles sehr verwirrt klingen. Ich habe versucht über mein Erleben und meine Erlebnisse mit anderen zu sprechen. Aber das geht nicht. Wer selbst nicht so erlebt, hält mich für völlig bekloppt. Für ne Esoterische Spinnerin. 

Warum ist das so? Ich denke, weil die Menschen sich nicht die Mühe machen wirklich hinzusehen. Sie denken zu viel. Sie versuchen sich alles verstandesmäßig zu erklären. Verkopft nennt man das, glaube ich. Mit dem Kopf wird man die Illusion aber nicht lösen. Man muss sie im wahrsten Sinne des Wortes durchschauen.

Das kann jeder. Es bedarf etwas Übung und man muss sich vollkommen darauf einlassen. 

Es lohnt sich!