Wo taucht das Ich Gefühl auf?

Wenn das Gefühl des Ichs noch da ist, aber nicht lokalisiert werden kann, wenn du danach suchst, hast du bereits einen langen Weg zurückgelegt.

Jetzt geht es darum, immer wieder zu schauen, wo das Gefühl des Ichs auftaucht.
Gibt es einen Moment, in dem bemerkt wird, dass kein Ich gefunden werden kann?

Konzentriere deine Aufmerksamkeit auf das Gefühl des Ichs. Wo scheint es wahrgenommen zu werden?

Das Ich ist das Objekt der Untersuchung und du betrachtest es direkt. Gibt es dort wirklich ein Ich zu finden?

  • Kannst du jetzt ein Ich wahrnehmen?
  • Wenn ja, wo kannst du es finden?

Konzentriere deine Aufmerksamkeit auf das Ich.

Wenn die Suche frustrierend ist, weil du nichts finden kannst, weißt du, dass du wirklich suchst.

Was passiert im Shift?

Um die Ich Illusion zu durchschauen gehen wir in die direkte Erfahrung. Hier trennen wir das sinnliche Erleben von gedanklichen Interpretationen.

In der direkten Erfahrung gibt es kein Ich (und auch keine anderen Illusionen oder Annahmen).

Beim Durchschauen der Ich Illusion geschieht folgendes: Die Ichlosigkeit (no self), die wir in der direkten Erfahrung erleben, wird zu unserer Alltagserfahrung. Es ist dann nicht mehr notwendig in die direkte Erfahrung *zu gehen*. Die Ichlosigkeit ist dann immer erlebbar. Allgegenwärtig. Wobei es so natürlich weder Ich noch Ichlosigkeit gibt.

Wenn wir also in die direkte Erfahrung „gehen“ müssen, um Ichlosigkeit (no self) zu erleben, ist der Shift noch nicht erfolgt.

Diesen Shift zu erfahren ist wichtig, denn sonst ist die Ich Illusion nicht durchschaut und wir können die nächsten Fesseln nicht lösen. Die nächsten Fessel untersuchen wir nicht mehr in der direkte Erfahrung, sondern in unserer dann Alltagserfahrung – ohne den Ich Filter.

Wenn du also merkst, dass du in den nächsten Fesseln nicht weiterkommst, kann es daran liegen, dass die Ich Illusion nicht vollständig durchschaut ist.

Was kannst du machen? Einfach immer weiter schauen. Mache alle Übungen zum Erkennen der Ich Illusion immer wieder und prüfe: Es gibt kein Ich – ist das wahr?

Was ist das Ich? Philosophisch erklärt von Gert Scobel

Gert Scobel: Wenn wir vom Ich sprechen und uns damit selbst meinen, scheinen wir einigermaßen zu wissen, wer oder was damit bezeichnet wird. Aber wissen wir es wirklich? Wissen wir, was wir sagen, wenn wir Ich sagen? Und ist es nicht seltsam, dass wir uns philosophisch, aber auch wissenschaftlich und kulturell bis heute streiten, wer oder was dieses Ich und der Mensch eigentlich seien – aber uns scheinbar sicher sind, wenn wir über uns selbst sprechen? Also: wie verhält es sich mit dem Selbst, dem Geist und dem Ich?Ist das, was wir als Ich bezeichnen, ein zusammenhängendes Konstrukt? Ein Behälter für die Summe unserer Sinneswahrnehmungen? Oder ist am Ende alles nur Illusion und somit das Ich eine Schöpfung meiner Fantasie?Vielleicht suchen wir aber mehr, als es in Wirklichkeit gibt, schlagen manche Philosophen vor. Was wir suchen, ist vielleicht nur das, was wir mithilfe unserer Sinne erfahren. Und sonst nichts.